wortwechsel: Es fährt ein Zugnach Irgendwo
Was tut man, wenn man nichts wirklich tun kann? Fragen angesichts der katastrophalen Weltlage Leser der taz. Die Bahn braucht nach dem Chefweggang eine neue Strategie
Stereotype
wochentaz vom 16.–22. 8. 25
Beim Lesen des Artikels gingen mir viele ähnlich gelagerte Beispiele durch den Kopf, lieber Herr Katlesh. Auch manch Deutschstämmiger möchte nicht mehr beweisen müssen, dass er ein guter Deutscher ist.
Vorurteile, Stereotype bis hin zu Beleidigungen und Angriffen, mit denen deutsch gelesene Menschen im In- und Ausland konfrontiert werden, werden seltenst hinterfragt. Und falls doch, sind es vor allem die linken (Medien), die bei diesem Thema sicher nicht um Verständnis und Empathie für die „Deutschen“ werben. Mein Vorschlag an Sie. Leben Sie damit, dass nach zehn Jahren Flüchtlingskrise manche Probleme gut gelöst wurden und manche Probleme, insbesondere in Zusammenhang mit gescheiterter Integration, in katastrophalen Ausmaßen das Zusammenleben aller „Seiten“ schwer belasten.
Daniel Holzmann, Köln
Bahnstrategie
wochentaz vom 16.–22. 8. 25
Zum einen zeigt bereits die nicht enden wollende Diskussion um eine Verteuerung des Deutschlandtickets, das sowohl in ökologischer als auch sozialer Hinsicht voll überzeugen kann, dass es im politischen Berlin schlicht an einer echten Zukunftsvision für eine bessere Mobilität mangelt.
Zum anderen benötigt die Bahn neben neuen Köpfen mit frischen Ideen ebenfalls eine bessere Fehlerkultur, da in der Vergangenheit auch viele strategische Fehlentscheidungen seitens des Managements getroffen wurden, wie etwa bei der Beendigung der eigenen Nachtzugangebote, die nun von der ausländischen Konkurrenz erfolgreich bedient werden. Hier hilft nur ein kundenzentrierter Neuanfang aus der Misere, bei dem das kurzsichtige unternehmerische Gewinnstreben nicht mehr nur alleine an erster Stelle stehen darf!
Rasmus Ph. Helt, Hamburg
Süffisante Art
wochentaz 9.–15. 8. 25
Was tut man, wenn man nichts wirklich tun kann und dennoch das Bedürfnis hat, etwas zu tun? Ich spende (reichlich), gehe zu Demos (oft), unterschreibe Petitionen (fast immer) und bin dankbar für jeden offenen Protestbrief von Organisationen und Prominenten.
Ihnen allen, Deutschen und Juden, attestieren Sie nun mit süffisanter Wortgewalt einen von „moralischem Ernst und reichlich Empörung“ getragenen Drang zur „Show“, zur ungefragten Selbstdarstellung und zur Demonstration der eigenen moralischen Autorität. Und das alles unter dem abfälligen Titel „Kostet ja nix“. Mit Verlaub – da irren Sie gewaltig.
Barbara Skerath, Köln
Öffentlichkeit
wochentaz 9.–15. 8. 25
Viele Lesende – die von den täglichen Berichten aus dem Gaza-Streifen oder anderen Kriegs- und Katastrophenschauplätzen erschüttert sind, weil die gewählten politischen Eliten so endlos lang zuschauen, fragen sich, was sie tun können.
Ich verteidige nicht die Promis, aber ich kritisiere den Ansatz, der das „Position beziehen und öffentlich machen“ als wertlos bezeichnet, weil es nix kostet. Warum nicht mal was ernst nehmen und respektieren, wenn Menschen sich für was starkmachen. Der Autor hat auch nur einen überheblichen Artikel in der Zeitung geschrieben und keine konkreten Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt! Und dass die Bewegung Avaaz das Ganze organisiert, mindert nicht die Ernsthaftigkeit der Unterzeichnenden.
Hannes Lachenmair, Berlin
Komplexe
wochentaz vom 16.–22. 8. 25
Erhellender Beitrag zum russischen Minderwertigkeitskomplex (dem heimlichen Bruder der „Großmachtsphantasie“).
Im Netz kursieren andererseits auch Karten, wie Russland aufgeteilt werden könnte. Entlarvend diese Gedankenspiele (auf beiden Seiten) von Leuten, die von „Neuordnung der Welt“ faseln und in Wahrheit „Neuaufteilung der Welt“ meinen. Sie haben das gleiche Ziel, ihre ungedeckten Schecks in materielle Werte (hauptsächlich Territorium und Rohstoffe) zu wandeln, und sind dabei verhasste Konkurrenten.
Jan Oelker, Radebeul
Seele
„Mütterchen, es ist Zeit zu gehen“,
wochentaz vom 9.–15. 8. 25
Hier ist es gelungen, tiefe Trauer und lange Erfahrung, Sehnsucht und Enttäuschung in poetischer Sprache auszudrücken.
Möge dieser schmerzhafte Abschied nicht das Ende einer exzellenten Journalistin sein. Ich schreibe als alter Mann, der im Rahmen einer Partnerschaft in den 1980er Jahren mehrmals in Wolgograd war, und als Liebhaber guter russischer Literatur und Musik. Möge Mütterchen Russland bald bessere Zeiten erleben.
Gerhard Vöhringer, Tübingen
Großmächte
„Mütterchen, es ist Zeit zu gehen“,
wochentaz vom 9.–15. 8. 25
Tieftraurig und wahr. Und auch wahr: Ein anderes Großreich, die USA, gehen jetzt denselben Weg. Freunde mailen mir, sie denken schon an Auswanderung, an Flucht vor dem Faschismus. Auch von dort werden wir also irgendwann – irgendwann bald? – solche Texte lesen.
Es scheint also dunkel zu werden auf der Welt. – Aber uns kriegt der Faschismus nicht! Mich nicht! Wir halten Recht und Freiheit hoch, solange wir noch schnaufen können! „Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen …!!“
Miri auf taz.de
Geschichte
„Vom Verschwinden des 10. August“,
wochentaz vom 9.–15. 8. 25
Eigene Erfahrung: Ich habe 1998, gemeinsam mit einem Studenten im Auftrag des Beauftragten der Thüringer Landesregierung als Professor an der Fachhochschule Erfurt eine Studie zu Kommunikation und Kommunikationsproblemen zwischen Migranten und Verwaltung in Thüringen verfasst. In diesem Zusammenhang gab es viele Gespräche und Interviews mit Mitarbeitern der Landesregierung und der Ausländerämter. Vom 10. August, wie in der taz jetzt geschildert, habe ich erstmals durch diesen Artikel erfahren. Von Erfurt 75 hatte ich bis heute nie etwas gehört. so schnell kann Geschichte untergehen. Eckart Riehle, Karlsruhe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen