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wortwechselDrei Bombenkönigreiche mit autokratischen Führern

Trump proklamiert am 24. Juni eine „stufenweise Waffenruhe“ zwischen Israel und Iran. Neue Hinterlist oder ein „Deal“ im Sinne der Ölmächte? Krieg in der Region eingefangen?

21. Juni: Trump nach seiner Rede an die Nation, in der er die ohne Kongressgenehmigung erfolgte Bombardierung der iranischen Atomanlagen verkündete Foto: Carlos Barria/reuters

„US-Angriff auf iranische Atomanlagen: Pro und Kontra zu Trumps Entscheidung für einen Angriff“, taz vom 23. 6. 25

Das Völkerrecht …

Kriegsverbrecher werfen Kriegsverbrechern Kriegsverbrechen vor …

Sven Meyer, Bremen

Die Stärke des (Völker)rechts wird durch das Recht des Stärkeren ersetzt. Das ist ein zivilisatorischer Rückschritt (wenn auch nicht der erste) und kann zu weitgehender Regellosigkeit in den internationalen Beziehungen führen. Wem nützt das? Israel? Dem Weltfrieden? Die regelbasierte Rechtsordnung funktioniert wahrlich nicht immer und nicht besonders gut. Aber immer noch besser als gar keine, wenn ein durchgeknallter US-Präsident, ein mutmaßlich krimineller Ministerpräsident und dessen rechtsextremistische Mitstreiter entscheiden, was gut für die Welt ist. Von den unschuldigen Opfern solcher Gewaltexzesse ganz zu schweigen. A. Claussen, Bremen

Nach den US-Bomben …

Gute Freunde von mir leben (wieder) im Iran und ich frage mich, ob durch die Bombardierung der Atomanlagen in Fordo, Natans und Isfahan Radioaktivität ausgetreten ist und in welchem Ausmaß die Bevölkerung dadurch gefährdet ist.

Mir ist schon klar, dass ihr das auch nicht so genau wissen könnt, da ihr sicher keine Reporter (mehr) vor Ort habt,. Aber es gibt doch bestimmt Expert*innen, die so eine Frage beantworten können? Nach meiner Logik müsste eigentlich Radioaktivität austreten, wenn eine Anlage zur Urananreicherung mit Bunker brechenden Bomben kaputt gebombt wird. Und wie verhalten sich die iranischen Behörden dazu? Sind sie bemüht, die Bevölkerung effektiv zu schützen oder setzen die eher auf „Vertuschung“?

Es könnte ja sein, dass in einigen Tagen oder Wochen in Iran atomar verseuchtes Obst und Gemüse, Milch, Fleisch in die Läden und Märkte gelangt. Ich würde mich freuen, wenn ich darüber demnächst etwas in der taz lesen könnte. Vielen Dank für eure journalistische Arbeit!

Pele K., Hamburg

Im Prinzip hat sich in den letzten 1.000 Jahren nichts geändert: Impotente alte Männer versuchen, ihre Impotenz zu kompensieren, indem sie sich gegenseitig mit Raketen beschießen, sobald sie die Macht dazu haben. Nur dass sie heute – anders als in Zeiten der stehenden Heere – die Zivilbevölkerung, also vor allem Frauen und Kinder, dafür opfern.

Name ist der Redaktion bekannt

Wie oft haben wir für einen Frieden demonstriert, immer und immer wieder! Und jetzt sollen wir die Kriegsparteien unterstützen? Das kann ich nicht. Ich kann begreifen, hinterfragen, hoffen …

Name ist der Redaktion bekannt

Der Planet …

Ist der Angriff Israels auf Irans unterirdische Atomanlagen gerechtfertigt? Ja, weil der Iran der Ajatollahs eine Atombombe herstellen will, um den Staat Israel ein für allemal zu vernichten. Das ist in meinen Augen lediglich Notwehr. Aber im Zeitalter des Klimawandels ist jeder fossile Krieg eine Bedrohung für unseren Planeten Erde. Insbesondere, wenn dabei auch noch mutwillig Ölfelder, Öl- und Gasdepots und Raffinerien zur Explosion gebracht werden, die klimaschädliches CO2 ausstoßen. So werden wir nie Klima­neutralität auf unserem Planeten Erde verwirklichen können.

Roland Klose, Bad Fredeburg

Pro & Kontra: taz Forum

Habt ihr den Verstand verloren, hier – in der taz (!) – ergebnisoffen über einen weiteren Angriffskrieg und die eklatante Verletzung des Völkerrechts zu diskutieren?! Dabei den Begriff „Völkerrecht“ nicht einmal zu erwähnen? Und die Kontra-Position mit der Überschrift „Unnötig und kontraproduktiv“ argumentieren zu lassen statt mit dem Völkerrecht und den Gefahren für die ganze Region? Und das, obwohl die Verantwortliche für die Geheimdienste in den USA noch Anfang März vor dem Kongress unter Eid ausgesagt hat, dass der Iran von einer Atombombe weit entfernt ist.

Als Lehrer bin ich es gewohnt, meine Schüler zu kontroversen Themen Pro-&-Kontra-Diskussionen führen zu lassen. Aber selbstverständlich diskutieren sie im Geschichtsunterricht nicht „Deutschland 1933 – Juden ermorden: Pro & Kontra“ oder „Hexenverbrennung: Was sprach dafür und was dagegen?“

Bei Verbrechen gegen das Völkerrecht aus Sympathie für die Brecher des Rechts Ausnahmen zu machen, halte ich für gefährlich. Bedeutet dieser Präzedenzfall jetzt also, dass es in Ordnung ist, ohne Kriegserklärung ein Land anzugreifen und deren Bürger zu töten, weil man glaubt, sie würden in Zukunft eventuell etwas Böses tun? – Klingt nach „Minority Report“. Schauder.

Wir als Westen erwarten von der Welt, dass sie sich an das Völkerrecht hält, finden jedoch selber immer wieder (gute) Gründe; warum für uns Ausnahmen gelten

A sagt: du bluffst. B sagt: vielleicht – aber kannst du dir das Risiko leisten? Bluff heißt militärstrategisch: Risikobindung.

Chapeau, beide Argumentationen sind in sich auf den ersten Blick äußerst schlüssig. Zum Pro: Es fehlen die Beweise, dass der Iran vor dem „Point of no return“ stand. Israel hat keine Beweise erbracht und US-Geheimdienste haben auch keine Ansätze gefunden, dass der Iran kurz vor dem Besitz der Bombe sei. Unterm Strich: Ich schließe mich daher der Aussage im Kontra-Beitrag an, dass es Netanjahu darum geht, die Landkarte des Nahen Osten neu zu ordnen und Israel als Hegemonialmacht in der Region fest zu etablieren.

Respekt für die taz, dass ihr weiterhin den argumentativen Diskurs pflegt. Da können andere Medien echt von lernen.

Niemand kann voraussagen, ob dieser Angriff zu einem Ende mit Schrecken oder einem Schrecken ohne Ende führen wird.

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