wortwechsel: Innovationen bitte ohne Kettensäge angehen
Lindner provoziert mit seiner Referenz auf die disruptiven politischen Ideen von Elon Musk und Javier Milei. Das Menschenrecht gilt auch für verabscheuungswürdige Straftäter
Zivilgesellschaft
wochentaz vom 30. 11.–6. 12. 24
Vielen Dank, lieber Herr Welzer, für Ihren erhellenden Artikel und die notwendige Schlussfolgerung, dass es dringend eine erstarkende zivilgesellschaftliche Bewegung zur Unterstützung oder gar Rettung unserer Demokratie und Rechtsstaatlichkeit braucht, anstatt als verzweifelnde, sich hilflos fühlende Bürger in die vertraute Normalität zu flüchten.
Man muss immer wieder staunen, wie Greta als einzelnes Menschenkind mit einem Pappschild zum Anstoß für eine kraftvolle weltweite und konstruktive Bewegung wurde. Ob sie das Momentum spürte, oder umgekehrt, ob das Momentum sie zum „Werkzeug“ machte, ist letztlich egal. Ihr Artikel erhellt mit grellem Licht die Notwendigkeit einer solchen Initiative.
Wir alle sind jetzt als bewegte Beweger gefragt! Eberhard Rumpf, Burgdorf
Amtseid
„Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn, wochentaz vom 30. 11.–6. 12. 24
Ein Skandal allererster Güte ist die Verlogenheit des Noch-FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner, der seit seinem ersten Arbeitstag als nun ehemaliger Bundesfinanzminister das Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe bewusst ignorierte:
Kapitalerträge mit dem persönlichen Einkommensteuersatz, statt mit verfassungswidrigen 25 Prozent mit bis zu 42 Prozent zu versteuern. Schon allein damit, dem Bundeshaushalt zustehende Steuereinnahmen nicht zuzuführen und einzutreiben, hat er seinen Amtseid verraten. Lindner hat mit seinen persönlichen Eitelkeiten unserem Land und mehrheitlich allen Bürgerinnen und Bürgern großen Schaden zugefügt und bewiesen, dass er nicht koalitionsfähig ist und sich an keine Koalitionsabsprachen hält und somit für kein öffentliches Amt geeignet ist. Klaus Jürgen Lewin, Bremen
Provokation
„Arm sein im Anarcho-Kapitalismus“,
wochentaz vom 7.–13. 12. 24
Christian Lindner ist schlau. Um vom unsäglichen D-Day-Papier abzulenken, platziert er einfach mal eine Provokation: man müsse mehr Milei und Musk wagen. Und die gesamte Medienwelt steigt darauf ein und beschert ihm und seiner Partei, die beide auf die gebotene Irrelevanz zusteuern, die gewünschten Schlagzeilen.
Nur meine geliebte taz macht nicht mit. Denkste! Hier schafft es das Thema sogar auf den Titel der wochentaz!
Unnötig auch deshalb, weil die sehr gute Reportage „Arm sein im Anarcho-Kapitalismus“ ihren eigenen Anlass hat – ein Jahr Präsidentschaft Milei – und völlig ohne reißerische Referenz auf Lindners Provokation auskommt. Der amüsierte Abgesang von Stefan Reinecke auf die FDP ist die einzig verbleibende Kommentierung, die die taz jetzt noch bezüglich Lindner machen muss. Ansonsten handelt bitte angemessen in der Redaktion und schickt den Mann und seine Partei in die Geschichte.
Christoph Behrendt, Schorndorf
Notwendige Kürzung
„Arm sein im Anarcho-Kapitalismus“,
taz vom 7.–13. 12. 24
Die Reduktion des Sozialstaats befreit die Wirtschaft von bürokratischer Last, während die Marktfreiheit und nicht der Staat Wohlstand schaffen sollte. Durch die Senkung der Staatsverschuldung mittels weniger Subventionen und Privatisierung wird eine nachhaltige wirtschaftliche Basis gelegt.
Mehr individuelle Freiheit fördert Eigenverantwortung und Innovation, wobei die Kritik an den bisherigen, gescheiterten politischen Modellen ein Umdenken erfordert. Die kurzfristigen Härten sind notwendig für langfristiges Wachstum und Stabilität. Hartmood auf taz.de
@Hartmood:
Das sind neoliberale Phrasen von gestern. Wohin der neoliberale Turbokapitalismus die Welt geführt hat, wird ja gerade heute sehr deutlich. Dass der russische Krieg und der Aufstiegt des Rechtspopulismus inklusive Trump, Milei, Bolsonaro ecetera eine historische Folge der Entregelungswut der Hayek- (Theoretiker des Neoliberalismus; Anm. d. Redaktion) Jünger ist, müssten auch Sie einsehen.
Günter Picart auf taz.de
Gewalt
„Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr“,
wochentaz vom 7.–13. 12. 24
Das ist ja genau das Problem – dass sie (die Männer) Menschen sind, und oft Ehemänner, Väter, Brüder, Opas, Onkel, also Männer, denen erst einmal vertraut wird. Die zerstörerische Wirkung auf Körper, Seele und Geist derer, die Opfer von Gewalt durch ihre Mitmenschen werden, ist erwiesenermaßen schlimmer und nachhaltiger, als wenn jemand Opfer einer Natur- oder sonstigen Katastrophe wird.
Wenn der Täter dazu noch aus dem ganz privaten vertrauten Umfeld kommt, ist das lebenslange innere Gefängnis vorprogrammiert. Und es ist sehr, sehr langwierig, schwer und teuer, sich daraus zu befreien. Oft gelingt das auch gar nicht oder nur teilweise.
Mein Appell an alle: Genau hinschauen, gerade in die Familien, was dort geschieht. Und wenn irgendetwas sich komisch anfühlt, bitte etwas unternehmen!
Inge Wessel, Berlin
Menschsein
„Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr“,
wochentaz vom 7. – 13. 12. 24
Was diese Männer gemacht haben, ist verabscheuungswürdig. Aber ihnen deshalb das Menschsein abzusprechen und Männer allgemein nicht mehr ertragen zu können, ist mehr als fragwürdig.
Man stelle sich einmal vor, die Täter wären „Ausländer“, und jemand würde solche Verallgemeinerungen machen und ihnen das Menschsein absprechen.
Andrea Seifert auf taz.de
Batteriebetriebene Loks
„Nächster Halt: Ladestation“,
wochentaz vom 7.–13. 12. 24
Mein Vater war im Saarbergbau unter Tage beschäftigt, bis er 1979 in Rente gegangen ist. Nach einem Arbeitsunfall 1965 wurde er „umgeschult“ auf Lokführer unter Tage, mit einer „Batterielok“, das Wort Akku kannten wir damals nicht. Die Batterie stand auf einem eigenen Wagen und wog 3,5 Tonnen.
Die Ladung reichte aus, um eine Schicht lang volle Kohlewagen und Menschen zu befördern, die Strecken hatten kaum Gefälle. Nach Schichtende kam sie einen Tag lang an „armdicke“ Stromkabel, so die Erzählung meines Vaters.
Helga Andler, Stuttgart
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