piwik no script img

wortwechselTotalausverkauf der Natur?Das Gift der Bauernfänger

Agrarkonzerne machen den Beruf des Bauern kaputt, vergiften Natur, Lebensmittel und die Erntearbeiter. Sind deutsche Bauern in der Lage, die Natur zu schützen – und ihre Existenz?

Unterwegs in einem Blühstreifen nahe Franzensberg, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. 2022 wurden in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt Blühflächen auf 13.830 Hektar mit 9,2 Millionen Euro gefördert Foto: imago

„Bauernverband zum Agrarpaket der Ampel: Unverschämte Forderungen. Es lässt sich nicht rechtfertigen, dass die Ampel den Bauern nochmal Millionen Euro an Steuern erlassen will. Sie muss gegen Tierquälerei vorgehen“, taz vom 27. 6. 24

Sind Bauern zu brutal?

Vielen Dank für diesen Artikel! Es ist an der Zeit, mit der Mär vom liebevollen Bauern aufzuräumen. Ich bin als Einzelkämpferin im Tierschutz aktiv, und was man da alles beim Bauern von nebenan zu sehen bekommt …Die Missstände sind vielfältig und reichen von Anbindehaltung in versifften Ställen, Kühen mit schlecht gepflegten Hufen und daraus resultierenden Schmerzen, Kälbchen, die direkt nach der Geburt der Mutter entrissen und in Plastikboxen in der brütenden Sonne dahinvegetieren, bis hin zu Mastbullen, die bei Minusgraden im tiefsten Schnee auf Hängern „deponiert“ werden und dort über Nacht eingesperrt sind, damit der Bauer am nächsten Morgen das Tier etwas später zur Schlachtung fahren und dafür länger pennen kann. Leider ist mit derlei Subjekten oft nicht zu reden, denn sie werden aggressiv und die Veterinärämter schauen zu gerne weg! Auch dass unsere grün-rote Regierung eingeknickt ist beim Thema 4 Prozent Brachfläche, ist unentschuldbar. Bitte bleiben Sie am Thema Landwirtschaft dran, denn, wie der Autor des Artikels so vortrefflich zu schreiben vermochte, der moralische Kompass des Chefs vom Bauernverband ist klar zu erkennen. Nadja Scheuble

Ausbeutung im Ausland

Obst und Gemüse kommen zum größten Teil aus dem Ausland zu uns nach Deutschland, weil dort die Löhne und Gehälter weit unter denen in D liegen. Obst wird nur zu 22 Prozent in D angebaut; beim Gemüse sind es 35 Prozent. „Im spanischen Almería, dem weltweit größten Obst- und Gemüseanbaugebiet mit Gewächshäusern, verdienen viele Erntehelfer nur 25 Euro am Tag, obwohl der Tariflohn rund 47 Euro als Minimum vorschreibt und die Arbeiter täglich bis zu 14 Stunden schuften.“ (ARD-Doku: „Ausbeutung mit Unterstützung der EU“) Gegen die damit verbundenen niedrigen Preise kann der Obst- und Gemüse­anbau hier nicht anstinken. Jene, die sich gegen die Förderung der Bauern in D aussprechen, betreiben so das Geschäft der Ramschpreise und Ausbeutung im Ausland. Rudolf Fissner auf taz.de

Die Agrar-Riesen

Die Flächen der kleineren Bauern werden zunehmend von Agrar-Riesen übernommen, die bestenfalls auf Gesetze, nie aber auf die Ethik im Umgang mit Tieren schauen. Das sind quasi „Acker-Tönniesse“. Von 2 Millionen Bauernhöfen im Jahr 1950 sind nur noch 270.000 übrig geblieben, Tendenz stark fallend. Warum geben so viele Bauern auf, wenn es sich angeblich doch noch lohnt? Die Landwirtschaft wird industrialisiert und monopolisiert, und wir schimpfen über das Einkommen der wenigen unabhängigen Bauern, die es noch gibt? Rudi Hamm

Ich habe einen kleinen Gemeinschaftsladen von Bioproduzenten hier in Frankreich mit den Preisen der hiesigen Supermärkte verglichen – es gibt kaum einen Unterschied. Die Ausrede „kann ich mir nicht leisten“ gilt also nicht. Der Unterschied liegt im Geschmack und der Qualität. Der Verbraucher hat mehr Macht, als er denkt! Aber man kann nicht sagen „ich bin gegen Glyphosat und grausame Tierhaltung“ – und dann das Mehl, Brot und Fleisch im Billigmarkt kaufen.

DES247 auf taz.de

„Bauernverband über Agrarpaket der Ampel: Bauern wollen noch mehr ­Privilegien“, taz vom 27. 6. 24

Pestizide machen krank

Internationale Studien schließen auf einen Zusammenhang zwischen Pestiziden und Parkinson. Auf Grund dieser Studien wurde in Deutschland vor kurzem Parkinson bei LandwirtInnen als Berufskrankheit anerkannt! Wenn nun der Bauernpräsident die Rücknahme der EU-Verordnung zur Senkung des Pestizideinsatzes als Erfolg feiert, würde ich gerne erfahren, wie er diesen Widerspruch erklärt. LandwirtInnen vergiften nicht nur die Umwelt und unser Trinkwasser, sondern auch sich selbst – und das zu Lasten aller.

Siegfried Meiswinkel

Wenn jemand heute eine Fabrik aufmacht, um Konsumgüter herzustellen, und sich strikt weigert, den Emissionsschutz einzuhalten, keine Steuer auf Energie zahlen möchte und dann auch noch für seine bloße Existenz Subventionen haben möchte, weil er nicht die erwünschte Rendite erzielt … dann würden wir das doch schon etwas seltsam finden. Bauernpräsident Rukwied hält das für normal.

Axel Schäfer

Vielleicht sollte Bauernpräsident Rukwied mal einen Tag in Anbindehaltung verbringen, damit ihm klar wird, was für eine Tortur er da weiterführen will. Grundsätzlich ist das Einknicken gegenüber den Traktorterroristen ein Armutszeugnis gewesen. Die Botschaft, die damit ausgesendet wurde, war, dass sich Gewalt bis hin zu Anschlägen lohnt: nachts heimlich Mist und Gülle auf die Straße kippen, schwere Unfälle verursachen. Hamei auf taz.de

Eigentlich gibt es nur einen Ausweg: Ersatzlose Streichung aller herkömmlichen Subventionen und Einführung eines neuen Subventionssystems, das sich ausschließlich an Punkten wie ökologischer Landbau, Tierwohl, Brachen und Artenschutz orientiert. Josef 123

Die Landwirte kleinerer Höfe geraten weiter in die Defensive. Die Banken sind die Profiteure, da das High-End-Equipment wieder neue Investitionen erfordert. Der internationale Wettbewerb ist kein Naturgesetz, sondern politisch so gewollt. Die Großagrarier sind in der EVP (CDU/CSU) verwurzelt, sitzen in den Aufsichtsräten der großen Konzerne und wollen daher das Big Business auf dem Weltmarkt.

Warum darf an den Börsen mit Lebensmitteln gezockt werden? An wen werden die Gewinne ausgeschüttet? Wer zahlt wohl die vielen Milliarden Subventionen an die Bauern? Manzdi auf taz.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen