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wortwechselDas Meinungsfeuerwerk: Geböllert wird ganzjährig

Man kann nicht mehr sagen, was man denkt? Laut einer neuen Studie glauben 44 Prozent der Bevölkerung mit „freien Meinungsäußerungen“ vorsichtig sein zu müssen. Warum?

„Studie zu Meinungsfreiheit: Gefühle sind keine Tatsachen Auf den Satz „Man darf ja gar nichts mehr sagen“ folgen oft Salven ungefragter Meinungsäußerungen. Das ist ein Selbstwiderspruch – und blöder Quatsch“, wochentaz vom 23. 12.23

taz-Diskussion im Netz

„Dieser Moment offenbart die Kluft, in der viele dieser selbstverordneten Lei­se­tre­te­r:in­nen – vermutlich komplett unbewusst – hängen: zwischen gefühlter Wahrheit und tatsächlicher Realität.“ Hier wird das Feld des Politischen verlassen und der Diskussionsteilnehmer eher psychopathologisch betrachtet. Aber die Begriffe Realität, Tatsache und Gefühl stehen nicht außerhalb des Politischen. Diskussionsteilnehmer als „realitätsfern“ zu „disqualifizieren“ heißt auch, sich der Auseinandersetzung der Interessenskonflikte zu verweigern. Und das wäre höchst realitätsfern. Ward Ed auf taz.de

Der Punkt ist, dass die scheinbar bedrohte eigene Meinung in Wirklichkeit eben oft gar keine eigene Meinung ist. Sie ist weitgehend ein Massenphänomen der Abwehr. Gleichzeitig will man das aber auch nicht wahrhaben. Also wird der Reflex als „Selbstgedachtes“ ausgegeben, die Gegenmeinung gilt als Konformismus und Opportunismus. In Wirklichkeit haben wir einen Mangel an Meinung, an eigenem Nachdenken, an Beteiligung. Die ganzen scheinbar Entrechteten versammeln sich nur in einer Art Trotz.

Benedikt Bräutigam auf taz.de

Wenn ein Viertel, wenn nicht ein Drittel der Gesellschaft sich nicht mehr an überprüfbare Fakten gebunden sieht, und neofaschistische Agitation gedankenlos nachplappert, dann ist es wirklich so, dass „man“ seine Meinung nicht mehr frei äußern kann. Fragen Sie mal Leute aus der Klimaforschung oder der Flüchtlingshilfe. Oder junge Feministinnen oder Transgendermenschen. Die müssen schon seit Jahren aufpassen, was sie sagen!

Ajuga auf taz.de

@Ajuga Es sind laut Artikel nicht ein Viertel oder ein Drittel der Gesellschaft, sonder 44 Prozent der Menschen in Deutschland, die laut Umfrage glauben, „mit freien Meinungsäußerungen vorsichtig sein zu müssen“.

Dass diese 44 Prozent dabei alle nur „neofaschistische Agitation gedankenlos nachplappern“ ist eine Behauptung, die nicht auf Fakten beruht, ergo eine gefühlte Wahrheit. Der schnell geäußerte Vorwurf des Neofaschismus bestätigt aber wiederum, wieso ein Klima der Vorsichtigkeit bei der öffentlichen Rede besteht.

Rudolf Fissner auf taz.de

Es ist einfach ein Irrtum, zu glauben, etwas sei ungefragt als richtig zu erachten, nur weil es von Regierungsseite oder von seriösen Medien kommt – was sich gerade bei Westdeutschen nach 70 Jahren Stabilität eingeschlichen hat. Immer prüfen, immer hinterfragen, das macht einen mündigen Bürger aus und ist ein Zeichen von Verantwortung und Reife und eben gerade nicht Anlass, die Betreffenden als suspekt zu bezeichnen. Al Dente auf taz.de

Wir haben definitiv verlernt miteinander zu sprechen und auch mal Gesagtes zuzulassen, auch wenn man es nicht mag. Hennes auf taz.de

Die Meinungsfreiheit ist verfassungsrechtlich gesichert und man muss mit keinen politischen Maßnahmen rechnen, wenn man vermeintlich unbequeme Meinungen äußert. Gesellschaftlich sieht die Lage allerdings anders aus. Wir leben in einer extrem hysterischen Zeit und die Gesellschaft lässt vielen Leuten ihre Meinungen nicht durchgehen. Man muss(te) mit gesellschaftlicher Ächtung und Stigmatisierung rechnen, wenn man bei der Asyl- oder Coronapolitik von der öffentlichen Meinung abgewichen ist.

Nils Steding auf taz.de

Lachen? Trotz alledem?

„Forschung über Humor: Wenn das Über-Ich Pause hat. Lachen verbindet und kann ausgrenzen. Aber warum lachen wir überhaupt?“,

wochentaz vom 23. 12. 23

Dass das Lächeln keine Negativwirkung haben kann, stimmt so nicht. Das arrogant mitleidige Belächeln der Handlung, Absicht, Idee eines anderen steht doch dem Auslachen an erniedrigender Verletzungswirkung in nichts nach. Dass aber auch destruktive Wirkungen des Lachens manchmal gar nicht schlecht sind, bezeugt die Forderung „Lacht sie kaputt“, die intendiert, dass es doch viel besser ist, die Macht kaputt zu lachen und lächerlich zu machen, als sie durch aggressive Handlung und Hass letztlich ernster zu nehmen, als sie es verdient hat.

„Sich „kaputt lachen“, das geht auch beim Lach-Yoga, und das in Zeiten, wo es nicht viel zu lachen gibt, wo Humor wie ein Freigang im Gefängnis der Notwendigkeiten wirkt. Ich lache, also bin ich.

Wolfram Hasch, Berlin

„Kennen Sie den? Von wegen Linke ­haben keinen Humor!“,

wochentaz vom 23. 12. 23

Schafe als Menstruationsprodukte für Elefanten und „schwäbische Hausfrauen“, bei denen es anscheinend wichtig ist, ihre Unterwäschenauswahl als fensterputztauglich oder nicht zu kommentieren – schade, da ist mir das Lachen direkt vergangen.

Ronja Molzer, Hamburg

Liebe taz, lassedse sich von a richtiga schwäbischa Hausfrau erklära, dass Se falsch gwiggld send. Freilich draged mir au sodde Tangas, abr hendrher vrwendad mir di nadierlich ned als Butzlomba, sondern als … Zahnseide! Gell, do glodsch!

Marlies Beitz, Hauptstadt von Schwaben

Ich weiß, dass ihr mich nicht aufgefordert habt, euch meinen Lieblingswitz zu schicken, aber dieser passt gut zu eurer Sammlung: April 1945. Zwei Psychiater treffen sich auf der Straße. Sagt der eine: Heil Hitler! Sagt der andere: Heil du ihn doch. Hartmut Krollmann, Düsseldorf

Trotz Kriminalisierung?

„Alle roten Linien überschritten“,

wochentaz vom 23. 12. 23

Weihnachten hätte in diesem Jahr auch bei uns ausfallen müssen. In Israel und Bethlehem, dem Schauplatz der biblischen Weihnachtsgeschichte, versetzen Krieg und Terror Menschen auf beiden Seiten in Angst und Schrecken. Kinder werden getötet. Europa sperrt demnächst Geflüchtete in Hochsicherheitsbunker, statt ihnen Schutz und Hilfe zu gewähren – auch Kinder. Grausame Realitäten. Auch die Weihnachtsgeschichte war eine Fluchtgeschichte. Menschen auf der Flucht werden weiterhin zu uns kommen – trotz des immer weniger vorhandenen Asylrechts. Und es wird weiterhin Menschen geben, die ihnen helfen. Auch um den Preis der eigenen Kriminalisierung. Das ist die gute Nachricht. Auch deshalb zum Jahresende einen nachdenklichen und friedlichen Dank an alle taz Ma­che­r*in­nen und Leser*innen. Inge Wessels, Berlin

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