wortwechsel: Kompromisse in der Klima- und Asylpolitik
Die Grünen enttäuschen durch Zugeständnisse beim Flüchtlingsschutz, Leser befürchten Rechtsruck in Europas Demokratien und fragen sich, was von der „Wärmewende“ bleibt
Großes Lob
„Die Illusion der Kontrolle“,
wochentaz vom 17. – 23. 6 23
Es muss einmal an dieser Stelle gesagt werden – Woche für Woche bringt Katja Gendikova geniale Illustrationen zu Artikeln in der wochentaz; so auch am letzten Samstag. Stefan Reinecke hat in seinem exzellenten Artikel über den neuen EU-Asylkompromiss dargelegt, dass dieses neue Verfahren einer Sortiermaschine gleicht, mit der möglichst viele der armen Geschöpfe, die bei uns Sicherheit suchen, künftig früh und restriktiv – und teils aufgrund von pauschalen Kategorisierungen – außen vor gehalten werden sollen. Mit ihrem Bild des EU-Trichters, in den die vielen Hilflosen hineinfallen und wo nur eine einzige, erschöpft, durchkommt, hat Frau Gendikova das Beschriebene hervorragend – und berührend – visualisiert.
Mark Lawrence, Stuttgart
Nationale Interessen
„Die Illusion der Kontrolle“,
wochentaz vom 17. – 23. 6. 23
Nicht nur der EU-Asylkompromiss hat eine zentrale Botschaft: Wir müssen uns schützen. Auch ist diese politische Linie auf vielen Feldern zu finden. Der Schutz vor allen Klima-, Energie- und Inflationskrisen und Kriegen in der Welt liegt meist außerhalb der Reichweite von Deutschland und Europa. Solidarität und Menschenrechte werden so entkernt und zur Nebensache gemacht. Nationale Interessen verhindern den moralischen Gemeinschaftssinn, der Rechtsruck in Demokratien hat in der Vergangenheit ganz Europa in Elend und Chaos gestürzt.
Thomas Bartsch Hauschild, Hamburg
Flüchtlingspolitik
„Grüne streiten über Asylrecht“,
wochentaz vom 10. – 16. 6. 23
Omid Nouripour, Co-Chef der Grünen und gebürtiger Iraner, verteidigt den europäischen Kompromiss zur Flüchtlingspolitik entgegen den grundsätzlichen Beschlüssen seiner Partei und dem Koalitionsvertrag. Mein lieber Mann, unter den Bedingungen wären Sie seinerzeit gar nicht nach Europa und Deutschland gekommen, sondern an der Außengrenze gescheitert und abgeschoben worden.
Jürgen Fiege, Bremen.
Stillstandsampel?
„Der Streit hat doch was Gutes“,
wochentaz vom 17. – 23. 6. 23
Dieser „Heizungskompromiss“ sichert der fossilen Industrie die Zukunft, allerdings nur so lange, bis die Heißzeit auch wirtschaftlich das Chaos unbeherrschbar macht. Wenn die grüne Fraktion das als Erfolg verkaufen will (Katharina Dröge: „Wir haben ein sehr gutes Gesetz noch besser gemacht“), wird die Klimapolitik zur Lachnummer. Für mich als Grünen ist es sehr schmerzhaft, wenn nach unnötigen LNG-Terminals auch die „Wärmewende“ zu überflüssigen Treibhausgasemissionen führt. Die „Kompromisse“ in der Ampel sind nur Niederlagen der Grünen. Eine Ampel ohne Grün bedeutet eben „Halt“ beziehungsweise „Halt erwarten“. Wir brauchen keine Stillstandsampel!
Friedhelm Schubert, Gleichen
Bitte nicht übertreiben
„Der Streit hat doch was Gutes“,
wochentaz vom 17. – 23. 6. 23
Altmaier: „Alle geltenden CO2-Klimaziele wurden in unserer Regierungszeit beschlossen.“ Keine sonderliche Leistung, wo doch vor 18 Jahren noch niemand CO2 überhaupt buchstabieren konnte. „Wir haben den Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch verdoppelt“ und erfolgreich verhindert.
Kosten gesenkt für die Industrie, aber nicht für Endverbraucher. Den Kohleausstieg beschlossen und gleich wieder torpediert und infrage gestellt. „Das CO2-Ziel für 2020 erreicht, wenn auch mit Ach und Krach“ und nur mithilfe von Corona.
Hannes Hegel auf taz.de
Holzheizungen
„Die Streber im Südwesten“
wochentaz vom 17. – 23. 6. 23
Zum Thema Holzheizungen in Bezug auf die CO2-Bilanz stimme ich nicht so ganz mit euch überein! Bei uns hier in Mittelfranken wird seit einigen Jahren für die Holzheizungen größtenteils Schadholz verwendet. Dieses liegt entweder eh schon „verfaulend“ am Boden oder steht dürr und abgestorben noch im Wald. Falls es noch steht, ist man eh verpflichtet, es zu fällen wegen Verkehrssicherungspflicht. Ich persönlich habe für meine 40-kW- Scheitholz-Vergaserheizung seit Inbetriebnahme noch keinen grünen Baum geschlagen. Dieses Argument habe ich bei noch keiner Diskussion bezüglich CO2-Schädlichkeit, noch nirgends gelesen.
Oliver Bub, Roßtal
Trockenheit
„Wann wird ’s wieder richtig nass?“,
wochentaz vom 17. – 23. 6. 23
Ich bin es leid, über die Dürre zu jammern. Wir können wirklich etwas dagegen tun. Wir wissen, dass der Meeresspiegel weiterhin steigt. Warum also nicht an der Küste Filtermaschinen installieren, die Meerwasser in Süßwasser umwandeln? Ja, das kostet Geld, aber der Gewinn ist um ein Vielfaches größer. Ach ja, wenn klügere Leute fragen, wie es weitergehen soll: Ein Entwässerungssystem (landeinwärts) könnte eine Möglichkeit sein. Und ja, das kostet auch Geld, bietet aber auch Arbeitsplätze (auch für nicht gut ausgebildete Mitarbeiter).
Carl van Buijtene, Windeck
ME/CFS-Betroffene
„Auf der Suche nach Atlantis“,
wochentaz vom 17. – 23. 6. 23
Ich bin dem Vater von Jonas und dem Autor Martin Rücker sehr dankbar, dass der verheerende Umgang von Ärzten/Kliniken mit ME/CFS-Betroffenen in dem Artikel auf den Punkt gebracht wird. Der Fall von Jonas ist tief erschütternd und sollte die Ärzteschaft und Verantwortliche endlich wachrütteln. Denn von diesen Schicksalen gibt es unzählige. Ich bin selbst mit ME/CFS diagnostiziert worden, 2018 nach einer fatalen Odyssee und einer dramatischen Verschlechterung durch Klinikaufenthalte. Mir hat man alle möglichen psychischen Erkrankungen andichten wollen.
Sibylle Dahrendorf, Berlin
Zigarettenstummel
„Verständnisfrage“,
wochentaz vom 10. – 16. 6. 23
Die Begründung von Matthäus L., warum er seine Zigarettenstummel auf dem Boden entsorgt, macht mich komplett fassungslos. Die Schuld sucht er bei anderen beziehungsweise den Umständen. Und über die Auswirkungen auf die Umwelt verliert er kein Wort. Er sollte sich mal schlaumachen, was die Gifte und Stoffe im Boden und im Wasser anrichten.
Michael Peuckert, Biedenkopf
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