piwik no script img

wortwechselZwischen Erdgas, Krieg und Corona

Öl und Gas bleiben uns als wichtige Rohstoffe noch eine Weile erhalten, Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen beginnt, deutliche Worte 20 Jahre nach dem 2. Irak-Krieg in der taz

Ökoaktivistin Beatrice Rukanyanga kämpft gegen Ölverschmutzung des Regenwaldes Bugoma Forest in Uganda Foto: John Okot/reuters

Corona

„Mal sehen, wie lange das im kollektiven Gedächtnis bleibt“,

wochentaz vom 18.–24. 3. 23

Tolles Interview! Sehr schön, dass die taz zur dringend notwendigen Aufarbeitung der Coronamaßnahmen beiträgt (allerdings: Warum erst auf der vorletzten Seite?). Hajo Zeeb erklärt sehr schön, dass die Diskussion über die Maßnahmen zu stark fokussiert war auf virologische Aspekte. Dass man zur Beurteilung von Maßnahmen wie Masken, Impfungen, Lockdown neben der Begrenzung der Virusausbreitung auch weitere gesundheitliche Aspekte (psychische Schäden, Bewegungsmangel) und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen im Blick behalten muss. Sehr schön fand ich den klaren Satz: „Eine Impfung ist eine komplexe Intervention und nicht einfach eine Spritze für den Einzelnen.“

Thomas Bernard, Karlsruhe

Völkermord?

„Eine Art Schadensabwicklung?“,

taz vom 18.–24. 3. 23

Konstantin Sakkas schreibt, dass vor allem in Deutschland versucht wird, das Geschehen in der Ukraine gegen die Verbrechen Deutschlands quasi aufzurechnen und damit zu relativieren. Einen mutmaßlichen Völkermord nicht als solchen zu bezeichnen, mit dem Hinweis auf die Völkermorde der Deutschen, halte ich für falsch. Wahllos von Völkermord beziehungsweise Genozid zu sprechen verbietet sich eigentlich von selbst: Nach der offiziellen Definition, also jener der Vereinten Nationen (UN) von 1948, ist ein Genozid die „vorsätzliche Ermordung, Ausrottung oder anderweitige Vernichtung von Volksgruppen aufgrund ihrer ethnischen oder sozialen Merkmale“. Die Definition der UN wurde von Deutschland ins Völkerstrafgesetzbuch übernommen und ergänzt. Russlands Kriegsziele sind klar formuliert, nämlich die Ukraine als Staat zu eliminieren und das ukrainische Volk als eigenständiges Volk mit eigenen kulturellen Grundlagen für nichtexistent erklären zu lassen. Daran ändern Gefangenenaustausche und das Getreideabkommen nichts. All das anzuerkennen bedeutet nicht, den Holocaust und andere Völkermorde Deutschlands zu relativieren. Jörg Wilhelm, Wiesbaden

Wahrheiten

„Auftrag nicht ausgeführt“,

wochentaz vom 18.–24. 3. 23

Karim El-Gawhary spricht in diesem sehr fundierten Artikel viele Wahrheiten aus, die man sonst in den Medien kaum hört. Die Doppelmoral und die Lügen, mit denen „der Westen“ in der Welt auftritt, werden im Zusammenhang mit dem zweiten US-Krieg im Irak besonders deutlich. Genauso wenig, wie es im Irak darum ging, den Irak zu demokratisieren, geht es in der Ukraine darum, die Demokratie zu verteidigen. Demokratie ist dort außer Kraft gesetzt, denn alle relevanten Oppositionsparteien sind verboten. Die USA haben das Ziel, Russland zu schwächen und ihre eigene Hegemonie zu verteidigen. Müssen wir 20 Jahre warten, bis in der taz ein ebenso fundierter Artikel zur Geschichte des Ukrainekrieges erscheint, der die Schuld aller Kriegsparteien so schonungslos beleuchtet wie dieser Artikel anlässlich des Beginns der US-Invasion im Irak vor 20 Jahren?

Hans-Peter Piepho, Ostfildern

Öl und Erdgas

„Das Risiko-Geschäft“,

taz vom 18.–24. 3. 23

Sicher, Öl und Gas sind ein wesentlicher Treiber der Erderwärmung. Daraus wird im Artikel geschlussfolgert: jegliche Förderung am liebsten sofort beenden.

Ich will nur darauf hinweisen, dass Öl und Gas nur dann klimaschädlich sind, wenn man sie verbrennt. Das ist aber nur ein Teil ihrer Verwendung. Beides sind wichtige Rohstoffe für Produkte, die man nicht einfach, vor allem nicht durch pflanzliche Rohstoffe (deren Erzeugung soll ja auch begrenzt werden) ersetzen kann: Kunststoffe, Schmiermittel, Düngemittel, Reifen und vieles mehr werden heute und künftig aus Öl und Erdgas hergestellt. Also: Es ist zu differenzieren, aber auch zu akzeptieren, dass man noch lange Zeit Gas und Öl braucht, wenn auch in viel geringeren Mengen.

Ludwig Hoffmann, Wernigerode

Bürgerliche Sehnsucht

„Jetzt geht’s fürs Vaterland“,

wochentaz vom 18.–24. 3. 23

Mir scheint, dass es für große Teile der politisch aktiven Schichten in diesem Lande naheliegend ist, das 150-jährige Jubiläum der Märzrevolution „mit einem Brimborium“ zu feiern. Immerhin wurden der über Mannheim von Paris ausgehenden Revolution schon sehr früh die sozialen Zähne gezogen, und das – wenn man Jörg Bong und seinem Buch „Die Flammen der Freiheit“ Glauben schenken darf – auch und besonders durch die Tricksereien und Taktierereien der liberalen und konstitutionellen Kräfte, denen es in erster Linie um die Schaffung eines Vaterlandes ging („… denn mit den kleinen Landeln, da lässt sich so schlecht handeln“ – Schmetterlinge), weniger darum, die Besitzstände von Adel, Fürstentum und aufkommender Kapitalistenklasse in Frage zu stellen („Wohlstand für alle“). Die urdeutsche bürgerliche Sehnsucht nach Ruhe und Ordnung hat offensichtlich das Ihre beigetragen. Das Motto gilt auch heute noch: Demokratie? Könnt ihr haben, solange ihr nicht die Machtverhältnisse in Frage stellt.

Cornelius Hüdepohl, Tecklenburg

Flaggen

„Jetzt geht’s fürs Vaterland“

wochentaz vom 18.–24. 3. 23

Die 48er-Revolution war mitnichten der Kampf für eine „Republik“, was man schon allein an der 1849 in Frankfurt beschlossenen Verfassung absehen kann, die als Staatsform für das neue – demokratische – Deutschland eine konstitutionelle Monarchie vorsah. Die Republikaner waren während der Revolution 1848/49 immer eine Minderheit. In Frankfurt saß man auch nicht, während am 18. und 19. März in Berlin Blut floss, „bereits in der Paulskirche und schnitzte an der Verfassung.“ Die Paulskirchenversammlung trat erst am 18. Mai zusammen. Selbst das Vorparlament begann mit seiner Arbeit erst am 31. März. Und die „schwarz-weiß-rote Flagge“ war nicht die Flagge der Nazis, wie vom Autor behauptet, sondern die Nationalflagge des Deutschen Kaiserreichs. Von 1933–1935 erlebte sie ein kurzfristiges Comeback als Nationalflagge, dann wurde sie wieder abgeschafft.

Von wem? Von den Nazis.

PLEWKA JÜRGEN auf taz.de

Geht’s noch?

„Freund und Helfer an der Front“,

wochentaz vom 18.–24. 3. 23

„Wir haben Russen entdeckt, hier sind die Koordinaten. Dürfen wir sie ficken?“ – „Fickt sie!“ Nicht euer Ernst!

Sylveen Reuß, Köln

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen