wortwechsel: Ist jetzt die Zeit für eine Planänderung?
War Verteidigung Plan A im Krieg? Und was soll Plan B werden? Hat die Diplomatie vielleicht eine Chance, fragen sich LeserInnen. Habeck mag kritisches Nachfragen nicht
Kritisches Nachfragen
„Lassen wir das Rumnölen!“,
wochentaz vom 28. 1.–3. 2. 23
In Ihrem Interview mit Herrn Habeck haben Sie leider schon nach der ersten Antwort gezeigt, dass kritisches Nachfragen nicht gewünscht war. Herr Habeck behauptet, Putin habe die Gaslieferungen nach Deutschland gestoppt. Die Tatsache, dass Gaslieferungen aus Russland nicht mehr möglich sind, weil die Nord-Stream-Pipelines gesprengt worden sind, wird einfach ingnoriert – leider auch von Ihnen. Es gab keinerlei Nachhaken zu dem Thema. So stelle ich mit kritischen Journalismus nicht vor – und diesen Anspruch haben Sie doch immer noch, oder?
Andreas Gohlke, Bonn
„Die“ Klimabewegung?
„Lassen wir das Rumnölen!“,
wochentaz vom 28. 1.–3. 2. 23
Wenn es Vorwürfe gegen einzelne Protestierende gibt, werden die (hoffentlich) aufgeklärt. Umgekehrt erwarte ich, dass sich Politik und Polizeiführung glasklar von Polizeigewalt distanzieren. Ohne Hintertür. Im Übrigen, wie sollte sich denn die Klimabewegung distanzieren? Vollversammlung mit Mehrheitsentscheidung? Und das für jeden behaupteten oder tatsächlich geflogenen Stein oder was?
Andrea Schultz-Wild, Kommern
Deutsche Linke
„Ich glaube daran, dass die Ukraine siegen wird“,
wochentaz vom 28. 1.–3. 2. 23
Im Interview legt Franziska Davies den Finger auf den wunden Punkt – ein Teil der deutschen Linken reagiert in einer sehr befremdenden Art und Weise auf diesen Krieg: Während man einerseits ständig von „Widerstand“ gegen dieses und jenes redet, spricht man zugleich der Ukraine das Recht auf Selbstverteidigung ab. Diejenigen, die sich für Waffenlieferungen an die Ukraine einsetzen, werden dann auch gleich als Militaristen oder gar Nazis verleumdet. Zudem versteht dieser Teil der Linken offenbar nicht, dass in der Ukraine auch die Freiheit Europas verteidigt wird. Und noch etwas: Wenn man Putin erlaubt, Teile der Ukraine zu behalten, würde das für marginalisierte Bevölkerungsgruppen dort eine absolute Katastrophe bedeuten!
Niko Rollmann, Berlin
Zurückhaltung
„Ich glaube daran, dass die Ukraine siegen wird“,
wochentaz vom 28. 1.–3. 2. 23
Das in diesem Interview gezeichnete Bild der Kontinuität deutsch-russischen Einvernehmens auf Kosten Ostmitteleuropas von den polnischen Teilungen bis zum Hitler-Stalin-Pakt ist nicht ganz zutreffend. Das deutsche Kaiserreich hat im Ersten Weltkrieg der „Orangentheorie“ angehangen und sie im Frieden von Brest-Litowsk durchexerziert, dass man viele Gebiete vom Russischen Reich wie die Schnitzen einer Orange abtrennen könne (ohne einen Tropfen zu vergießen). Um einen Vasallenstaat zur Ausbeutung aller Schätze von Getreide bis Kohle zu schaffen, wurde der Ukraine unter dem Hetman Skoropadskij ihre überdehnte Südostgrenze (entlang der Frontlinie der deutschen Besatzungstruppen) beschert. Es gibt also neben dem Überfall von 1941 auch eine weitere Kontinuität, in die sich Deutschland nicht stellen möchte. Das soll nicht den völkerrechtwidrigen Angriff Russlands rechtfertigen, kann aber die Zurückhaltung der deutschen Politik verständlich machen.
Robert Schweitzer, Lübeck
Mehr als Panzer
„Der Westen braucht einen Plan B“,
wochentaz vom 28. 1.–3. 2. 23
Stefan Reinecke mahnt im Ukrainefall einen Plan B an. So, als ob die Verteidigung Plan A gewesen wäre, die Abwehr der Landnahme. Wie reagieren, sollte die Verteidigung schwieriger werden? Diese Forderung nach einem Konzept, Plan sieht 5 Seiten weiter Bernd Pickert schon beantwortet. Mit den Leopard & Co macht sich die Nato die mittlerweile existierenden Kriegsziele der Ukraine zu eigen. Doch schon davor haben die USA mit der Lieferung des Javelin-Panzerabwehrsystems und den Stinger-Boden-Luftraketen die Produktionskapazität von 7–20 Jahren geliefert, aus der Hand gegeben. Für die Pazifikregion fehlen ihnen diese Bestände. Diese Entwicklungen können weder China noch den militärisch politischen Komplex ruhig sein lassen. Hat Diplomatie wieder eine Chance? Könnte Putin der Seufzer entschlüpfen – die Geister, die ich rief? Denn den Donbass gibt er nur unter Druck auf.
Klaus Warzecha, Wiesbaden
Digitalisierung
„Paul Wrusch will keine Papierpost mehr“, wochentaz vom 28. 1.–3. 2. 23
Ich kann den Autor gut verstehen. Überflüssige Papierpost nervt und ist schlecht für die Umwelt. ABER: Statt über unzureichende Digitalisierung zu lamentieren, sollte man sich der vorhandenen Möglichkeiten bedienen. Von Behördenleistungen über NGOs (Spendenquittungen) und Verkehrsverbünde/Energieversorger/Internetprovider bis zu Versandhändlern. Vielfach gibt es die Möglichkeit, sich digitaler Dienste zu bedienen. Die lästige unerbetene Werbung kriegt man durch datenschutzrechtliche Drohungen und die Robinson-Liste in den Griff. Also erst mal selber machen! Ob der verbleibende Rest dann noch Anlass zum Jammern gibt?
Alfred Ebnet, Burgthann
Kulturgeschichte
„Paul Wrusch will keine Papierpost mehr“, wochentaz vom 28. 1.–3. 2. 23
Nein, Herr Wrusch, Sie haben mich nicht überzeugt. Einverstanden, dass zu viel Papier und zu viel Papiermüll im Umlauf ist. Aber die Post ist ein Stück Kulturgeschichte, sich davon zu trennen wäre ein weiterer Verlust für unsere Gesellschaft. Als Nächstes fordern Sie wahrscheinlich die Abschaffung des Bargeldes?! Ach ja, und vergessen haben Sie, dass die gedruckte taz täglich auch durch die Post zugestellt wird.
Jürgen Reith, Neuss
Bildung
„Mut zur Lücke“,
wochentaz vom 28. 1.–3. 2. 23
Es ist kaum etwas besser vorhersagbar als der künftige Bedarf an LehrerInnen. Sind also die MinisterInnen unfähig? Hoffentlich nicht. Vermutlich geht es einfach nur um das, um was es meistens geht: weniger Geld für Bildung ausgeben. Nur ist diesmal die Begründung der Lehrermangel. Letztes Mal war es die internationale Konkurrenzfähigkeit. Größere Klassen, weniger Teilzeit, unterrichtsfremde Verwaltungstätigkeit durch billigere Angestellte erledigen lassen heißt einfach nur eins: Kosten reduzieren. Schon wieder.
Ulrich Lutz, Böblingen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen