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wortwechselAlle reden jetzt über die Klimakatastrophe! Echt?

Klimakonferenz im Polizeistaat Ägypten, Energiedeals en masse mit fossilen Ressourcen, Feilschen um CO2 – Inselstaaten gehen unter, alles geht seinen kapitalistischen Gang …

Auf ewig vertagt?

„Weltrettung aufgeschoben“,

taz vom 7. 11. 22

Diese Befürchtung in Bernhard Pötters erstem Bericht aus Scharm al-Scheich fasst die Befürchtung am Konferenzbeginn zusammen. Stagnation bei rollender Klimawalze. Da „loss and damage“ die Schädenregulierung in armen Volkswirtschaften durch die Verursachernationen, für die weitere Klimawandelabwehr entscheidend wird, muss auf das enorme private Kapital zurückgegriffen werden. Begreifen diese Investoren schon jetzt, dass es vorteilhaft wäre, zu investieren, statt aufzuschieben?

Klaus Warzecha, Wiesbaden

„Klima-RAF“ längst da!

„Bis zu fünf Jahre Haft für Klimablockaden?“, taz vom 8. 11. 22

Der gute Gedanke hinter den Forderungen der Herren Merz und Dobrinth, eine „Klima-RAF“ zu verhindern und härter gegen „Klimachaoten“ vorgehen zu dürfen: Es gibt die Klima-RAF doch längst, die Wälder für ihren Profit vernichtet, Kohle verfeuert, immer größere und stärkere Autos produziert, Tempolimits und den Ausbau der Windenergie verhindert, die Einschränkung der Inlandsflüge, den Ausbau eines preiswerten Schienenverkehrs blockiert! Egoismus und Profit sind ihnen auch dann noch wichtig, wenn Inselstaaten und Küstengebiete untergehen, die einen Länder austrocknen, andere überflutet werden. Diese Klimaterroristen von Trump, Bolsonaro bis zu ihren Geistesverwandtschaften in Wirtschaft und Politik, von Musk zu AfD, CDU/CSU und FDP gehören bestraft – nicht die, die dagegen protestieren, mögen ihre Aktionen auch manchmal unglücklich sein.

Jürgen Arnold

Aktivisten sind schuld?

„Und wer redet noch übers Klima?“,

taz vom 7. 11. 22

Die taz-Variante des Bashings der „Letzten Generation“: Die Aktivisten sind schuld daran, dass die CDU die zögerliche Klimapolitik der Regierung nicht angreift. Klaro! Noch 6 Jahre bis zur Verfehlung des 1,5-Grad-Ziels, gleichzeitig so viele Autos wie nie zuvor auf Deutschlands Straßen. Eingeprügelt wird aber auf diejenigen, die den Verkehr (kurz) stoppen. Es ist zum Heulen. Susanne Lehnig

„Wir hatten alles! Wir verzichten auf nichts!“

betrifft: Wir Mittelstand-Ökos

So sind wir, die in die 1940er, 1950er Jahre hineingeborenen, aufgestiegenen und politisch sozialisierten Mittelständler – fröhlich in den Zwanzigern gegen Atom, gegen Pershing und für alle mitbestimmten Kollektive dabei gewesen, überall ein bisschen in Feierstimmung mitgemischt, auch vielleicht mitverdient, aber immer ohne, dass es wirklich weh tat. Wichtig fanden wir dabei vor allem uns selber. Der eine über die Arbeit, der andere über die Haltung. Nur das zählte. Daneben: herumgereist mit allem, was Räder und Flügel hatte. Selbstverständlich mit niedrigem Etat. Das eigene Auto blieb in der Zeit immer direkt vor der Haustür stehen. Wirklich öko waren die meisten von uns, weiß Gott, nicht! Alles was damals nach Graswurzel klang, war uns zu banal. Diejenigen – oder besser gesagt, die wenigen –, die schon radikales Engagement oder Umweltbewusstsein forderten und lebten, waren uns entweder zu esoterisch oder zu radikal. Wir taten doch keinem weh! Waren doch zumindest „im Herzen“ immer sozial. Das reichte uns als Beitrag für die Gesellschaft. Der soziale Gedanke in uns – so meinten und so fühlten wir – das reicht! Jetzt, angekommen in unseren 60igern, 70igern, sind wir plötzlich die Mittelstand-Ökos, manche von uns sogar Oberschicht-Ökos. Und predigen allen, dass es so nicht weitergeht, betonen mantraartig, wie sehr wir uns dafür schämen, früher so gelebt zu haben.

„Radikal“ haben wir jetzt unser Leben umgestellt: Solar auf dem Dach, E-Bike für die Arbeit, E-Auto für den Urlaub, die glückliche Kuh vom Metzger, das nicht ausbeuterische T-Shirt – Geld dafür ist ausreichend vorhanden. Wir ham’s ja! Alles wie immer bei uns. Wir hatten alles, wir haben immer noch alles und verzichten immer noch auf nix!

Bedauern und Scham über unser „Vermächtnis“ gestehen wir natürlich generös ein und sind damit mit uns wieder im Reinen. Brigitte Herting, Bonn

Degrowth – geht nicht?

„Krise der Konsumkathedrale“,

taz vom 5./6.11.22

Auch in seinem aktuellen taz-Beitrag präsentiert Niko Paech eine Transformationsstrategie, die im Kern auf einen Ausstieg aus der Industriegesellschaft und eine Rückkehr zu vorkapitalistischen Lebensweisen hinausläuft. Erneut beklagt der Professor für „Plurale Ökonomik“ mangelnde Fähigkeiten „zur Selbstbegrenzung sowie teilweise autonomen Versorgung“. Und ein weiteres Mal mahnt Niko Paech zur reuigen Umkehr hin zu einem sesshaften und naturnah einfachen Leben. Das hätte auch eine kleinkapitalistische Mangel- und Elendswirtschaft zur Folge. Besser wäre ein Vorwärts in Richtung einer nachkapitalistischen Zivilisation, die moderne Wissenschaften und Technologien nutzt, um ökologisch problematische Nebenwirkungen der Naturbeherrschung vorauszusehen und zu vermeiden.

Geert Naber, Oldenburg

Waschlappen-Manöver

Einen solchen mit eingesticktem Adler hatte ich für 15 Monate auch mal. Nur hieß der offiziell nicht Waschlappen, sondern „Seiftuch“. Die Versorgungsnummer ist mir nach 46 Jahren aber entfallen.

Hartmut Krollmann, Düsseldorf

Was kostet der Krieg?

„apokalypse der woche: Maue Klima­bilanz für die G20“, taz vom 24. 10. 22

Liebe taz, ich würde gerne einen Artikel lesen zu dem großen Thema: Wie sieht die Klimabilanz des Ukraine-Krieges aus? Wie hoch ist der CO2-Ausstoß durch Kriegshandlungen, Produktion von Waffen, Wiederaufbau des zerstörten Landes? Christian Willnow

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