wortwechsel: Die Energiekrise mit Wumms parieren
Die Energieversorgung ist wichtigste Aufgabe der Regierung, den Despoten Putin weiterhin bekämpfen oder Deeskalation? Die Jungen tarieren Work-Life-Balance sicher
Lecks
„Der Ostsee-Krimi geht weiter“,
taz vom 4. 10. 22
Ich habe keinerlei Verständnis oder Sympathie für Putin, verstehe aber nicht, welchen Sinn es machen soll, Russland NICHT an der Untersuchung der Lecks zu beteiligen! Nur mit einer internationalen Untersuchung lässt sich eine weitere Eskalation des Konfliktes vermeiden, die Art der Zerstörung und hoffentlich auch die Verursacher aufklären. Eine solche Untersuchung eignet sich überhaupt nicht für Sanktions- oder Boykottmaßnahmen!
Werner Behrendt, Oldendorf
Lützerath
„Grünes Licht für Kohlebagger“,
taz vom 5. 10. 22
Nein, von den Grünen ist schon lange nicht mehr viel zu erwarten: Lützerath ist nur ein weiteres Beispiel dafür, was diese Partei wirklich auszeichnet: mit den Granden aus Wirtschaft und Politik kungeln und um Machterhalt buhlen. Und in diesem Sinne ist der Kohle- und Abbagger-Beschluss in NRW ein Kulminationspunkt von Heuchelei und Meuchelei in Sachen Klimaschutz.
Dass das Abbaggern von Lützerath nun mit der Energiekrise begründet und das Vorziehen des (im Prinzip längst vereinbarten) Kohleausstiegs sogar als Erfolg gefeiert wurde, ist Ausrede, Beschwichtigung und Schönfärberei zugleich. Der Klimawandel braust mit aller Härte auf uns zu und dafür tragen die Grünen Mitverantwortung. Diese Erkenntnis setzt sich nun auch bei den Klimaaktivisten zunehmend durch. Habeck, Neubauer & Co hätten ihre wahren Masken fallen gelassen, resümierte die Mahnwache Lützerath nüchtern. Über grüne Fehltritte zu jammern oder sich zu empören, ist pure Zeitverschwendung.
Peter Lessmann-Kieseyer, Köln
Verteidigung
„Verhandlungen jetzt“,
taz vom 30. 9. 22
Der Autor hat offenbar das Prinzip der atomaren Abschreckung nicht verstanden. Das ist eine der wenigen wirklich effektiven Waffen, die man gegen diesen Despoten einsetzen kann. Jetzt zu verhandeln hieße, sein Blatt beim Pokern zu zeigen. Putin etwas bieten? Unsinn. Eine ganz klare Kante zeigen ist effektiver. Zudem spricht der Autor der Ukraine damit indirekt das Recht zu Verteidigung ab.
Markus Oswald, Berlin
Deeskalation
„Verhandlungen jetzt“,
taz vom 30. 9. 22
Während (endlich!) Gereon Asmuth „Verhandlungen jetzt!“ fordert und sich nicht als Putin-Versteher abspeisen lassen will, titelt Tanja Tricarico „Willkommen im hybriden Krieg“ und fordert, das Augenmerk auf die Verletzlichkeit der westlichen Infrastruktur zu richten. Nein, kein Willkommen im hybriden Krieg und auch in keinem anderen Krieg.
Jede/r, der/ die sich mit Deeskalation beschäftigt hat, weiß, das es auf Dauer nicht funktioniert, dem Angegriffenen zu raten, den Angreifer zu verprügeln. Jetzt müssen andere Zeiten anbrechen, muss alles darangesetzt werden, die Waffen zum Schweigen zu bringen.
Wir müssen, sosehr wir auch die Vorgehensweise der russischen Führung verabscheuen, jetzt Gesprächs-und Verhandlungskanäle öffnen, jetzt Wege finden, diesen Krieg zu beenden. Schluss mit Bellizismus und Waffenbesoffenheit!
Gisela Witte, Braunschweig
Kriegsverbrecher
„Selenski will Dialog ohne Putin“,
taz vom 4. 10. 22
Der russische Präsident Wladimir Putin ist ein Diktator und ein Kriegsverbrecher. Nicht nur, dass er die demokratische Meinungsäußerung im eigenen Land brachial niederhält. Auch hat er mit der Ukrainekrise einen Krieg vom Zaun gebrochen, welcher an Grausamkeit keine Grenzen kennt. Es ist Putins Krieg, nicht der der Russen. Und Putin hält sich mitnichten an Völkerrecht und Konventionen; bombardiert Zivilisten, als wären es Zinnsoldaten. Das muss Konsequenzen haben! Auf Putin wartet das UN-Kriegsverbrechertribunal. Seine Annexionen gehören annuliert. Mit einem neuen russischen Präsidenten will sich sogar Selensky einigen.
Tork Pöttschke, Dortmund
Gaspreis-Bremse
„Blackbox 200-Milliarden-Paket“,
taz vom 6. 10. 22
Da wird zurzeit nichts an den Marktpreisen wirklich gebremst. Mein Gasverbrauch soll gedeckelt werden und die verbleibenden Ausgaben werden wie bei einer Tortengrafik aufgeteilt in Eigenzahlungen und in finanzielle Hilfen von 200 Milliarden Euro des Wohlfahrtstaates. Da gibt es noch großen Streit zwischen Bund und Ländern. Wie viele Jahre soll das gegeben werden? Denn die Rohstoffbörse bestimmt die Preise und die Begründungen für deren Steigerungen ohne Mitwirkungen von Staat und Politik. Das wird uns als Schicksal einer höheren Macht vermittelt.
Warum können nationale und internationale Politik diese Preisgestaltung an den Wertstoffbörsen nicht mit ihrer Macht regulieren, wie es schon war, bremsen und deckeln. Das muss „mit Doppelwums“ gefordert und durchgesetzt werden. Ich fürchte, dass unser liberales Wirtschaftssystem sonst selbst zum Opfer seiner Überzeugung wird.
Christian Wienberg, Harburg
Schutzschirm zu spät
„Doppelwumms trotz Schuldenbremse“,
taz vom 4. 10. 22
Die Energieversorgung zu sichern ist zur wichtigsten staatlichen und politischen Aufgabe geworden, die Putin mit dem Krieg in der Ukraine eingeleitet hat. Dass ausgerechnet in der jetzigen entscheidenden Phase das 1,5-Grad-Ziel der Erderwärmung nicht überschritten wird.
Ausgerechnet ein Grüner Wirtschaftsminister Habeck lässt die Atommeiler weiter laufen und die umweltschädliche Braunkohle weiter fördern. Doch die Energiepreise sind zu hohe Betriebskosten für eine kleine Landbäckerei. Der 200 Milliarden Euro „Doppel-Wumms“-Schutz – Schirm kommt zu spät – rettet nicht mehr vor der Insolvenz vieler Firmen und Verlust von Arbeitsplätzen. Klimaschutz gibt’s nur in guten Zeiten – in schlechten Zeiten ist jede Krise ein wirtschaftlicher Abstieg und soziale Katastrophe erster Klasse.
Thomas Bartsch-Hauschild, Hamburg
Work-Life-Balance
„Junge wollen nicht mehr arbeiten“,
taz vom 3. 10. 22
Ja, ja und nochmal ja! Der Artikel liest sich wie eine präzise Beschreibung meiner Kollegin (25) und ihrer Haltungen. Wir arbeiten im sozialen Bereich, aber das Privatleben zurückzustellen geht bei ihr gar nicht, und wenn die Arbeit irgendwie zu anstrengend ist, kommt der gelbe Urlaubsschein. Ich bin zwar kein Boomer, auch wenn Millennials oft nicht über die erforderlichen historischen Kenntnisse verfügen, um diesen Begriff richtig einzuordnen, den sie trotzdem gerne und häufig verwenden, aber in die Lücken springen muss ich trotzdem, und meine Work-Life-Balance leidet darunter oft erheblich. Name ist der Redaktion bekannt
Gehälter
„Junge wollen nicht mehr arbeiten“,
taz vom 3. 10. 22
Wenn der Arbeitgeber nicht ins Gehalt investiert, investiert der Arbeitnehmer halt weniger seiner Zeit. Ist doch logisch. In fast allen Branchen werden immernoch die Gehälter von vor 20 Jahren gezahlt, aber das Geld ist jedes Jahr weniger wert, Lebenshaltungskosten gehen jedes Jahr brav hoch. Was glaubt ihr eigentlich, wen ihr verarschen könnt mit der alten Mär vom gierigen und undankbarem Arbeitnehmer? Sicher niemanden, der tatsächlich Leistung für sein Geld bringt, im besten Fall Boomer im Vorstand, die schon seit Jahrzehnten ihr Geld mit Meetingsabsitzen verdienen.
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