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wortwechselBrot und Spiele? Das Triell – eine Art Sportereignis?

Auftritt TV-Arena, mit Stoppuhr: Gefälliger Schlagabtausch, „heiß“ diskutierte „Punktsiege“.Wie aus der Klimakatastrophe „noch ein weiterer Tagesordnungspunkt“ gemacht wurde

Der zweite Triell-Dreikampf fand im Studio Berlin-Adlershof statt. Hier holt sich Laschet Zuversicht von erwartungsvollen Schildbügern Foto: R. Schmiegelt/Future Image/imago

„TV-Triell: Leerstelle Klimaschutz. Als ob günstiges Benzin ein Menschenrecht wäre: Es war traurig anzuschauen, wie beim TV-Triell am Großthema des 21. Jahrhunderts vorbeigeredet wurde“,

taz vom 13. 9. 21“

Lasst sie mal machen?

„Sei gut zur Natur und sie wird gut zu dir sein. Verletze oder zerstöre sie und sie wird dich zerstören.“ („Eiland“, Aldous Huxley, erstmals erschienen 1962) So viel zum Thema: „Lasst die jetzt mal machen.“

Hans-Jürgen Sittek, Moers

Wer wählt noch CDU?

Danke, Herr Schulte! Angesichts der zweifelhaft vorbereiteten Fragen hat Annalena Baerbock wirklich souverän das Beste daraus gemacht. Sie hat deutlich gezeigt, dass wir eine starke Regierung mit Grünen und ohne CDU brauchen, wenn es zu irgendeiner Veränderung kommen soll. Warum wählt noch jemand CDU?

Nilsson Samuelsson auf taz.de

@Nilsson Samuelsson Meine Schwiegermutter will CDU wählen, weil alle ihre Nachbarn in der Altenwohnanlage auch die CDU wählen. Traurig, aber leider wahr. Grenzgänger auf taz.de

@Nilsson Samuelsson Warum man die CDU wählt? Mit Umverteilung allein, so wie sich das die Linke und die SPD vorstellen, bekommt man das Thema nicht in den Griff. Der Wahlkampf ist ein Trauerspiel – Klimaschutz, das große Thema, das über unsere Zukunft entscheidet, spielt keine Rolle mehr. Man glaubt es kaum. Es geht nicht um Laschet oder Scholz, sondern um die Zukunft unseres Landes. Die scheint in diesem Wahlkampf keine sonderliche Rolle zu spielen.

Galgenstein auf taz.de

@Galgenstein Dass das Thema medial überaus präsent ist, verleitet zu mancherlei Trugschlüssen, aber in der Realität kann ein Kandidat durch Klimaschutz die Wahl nur verlieren, nicht gewinnen. Sarru-Kinu auf taz.de

„Zweites Triell: Groko streitet, Baerbock fordert“, taz vom 12. 9. 21

Der bessere Papa?

Solche Formate sind Rituale in der Art von Schulhofschubsereien mit Deutungshoheitsspielchen. Eine Art Sportereignis mit subjektivem Ausgang.

Die einzig objektive Tendenz dürfte die sein, dass die Opportunisten jetzt endgültig zu Scholz überlaufen. Ansonsten werden wohl nur wenige Bürger ihre Wahlentscheidungen nach Erkenntnissen aus solchen Formaten ausrichten. Es wird ohnehin immer klarer, dass die Deutschen jetzt einfach, nach so vielen Jahren mit Mutti Merkel, mal wieder so einen richtigen Papa haben wollen, der auch mal sagt, wo es langgehen soll. Scholz ist der bessere Papa, und damit ist die Wahl entschieden. Wir Deutschen sind einfach weiterhin nur bedingt demokratiebegabt, den Eindruck darf man schon haben.

Benedikt Bräutigam auf taz.de

Demnächst: AKW Scholz?

Interessant war, dass Scholz von einem Strombedarf sprach, der Gesetzesänderungen erfordere. Damit kann auch (wie eigentlich viele, die rechnen können, erwarten) eine Rücknahme/Verlängerung des Ausstiegs aus der Kernenergie gemeint sein. Die schwachen Moderatoren haben aber nicht nachgefragt.

taztiz auf taz.de

Alles nur ein Piks

Noch etwas konnte man bei Frau Baerbock unmissverständlich heraushören: Sie wird die Impfpflicht, wie auch andere umstrittene Maßnahmen, ohne Wenn und Aber, nach und nach einführen.

Edgar Reinbold, Denzlingen

Digital wie die Dänen?

Armin Laschet hat sich ebenfalls einen dicken Lapsus geleistet, als er, bezüglich einer solidarischen Einheitsversicherung, das dänische Gesundheitswesen als angeblich schlechter als das deutsche darstellte, obwohl kaum ein anderes Land in Europa – nicht zuletzt aufgrund der Nutzung von modernen digitalen Techniken – die Pandemie so schnell abgeschüttelt hat und man dort viel entschlossener als hierzulande das alles andere als harmlose Problem von Krankenhauskeimen bekämpft. Deshalb hat die Diskussion vor allem noch einmal leider sehr deutlich gemacht, dass ein echtes soziales Umdenken mit der CDU kaum möglich ist.

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Oh, das ist ungerecht!

Es ist jetzt aber total ungerecht, Scholz zu einem Sündenbock zu machen … Wann sollte er sich denn um das Finanzministerium kümmern, wo er doch so stark gefordert war in diversen Untersuchungsausschüssen und mit der Suche nach Erinnerungslücken zu wichtigen Entscheidungen seiner politischen Laufbahn? Wir Wähler sollten „unsere“ Repräsentanten nicht überfordern, diese Wahlkampfrunden sind für Olaf Scholz nach dieser so ereignisreichen Wahlperiode doch pure Erholung, da sollten wir jetzt nicht stören und fordern – schließlich kennen wir ihn ja auch schon lange, nicht zuletzt aus seiner Stamokap-Zeit oder dem G20-Gipfel in Hamburg. Dietmar Rauter, Kronshagen

Haben wir eine Wahl?

Welche Art von politischer Wahl haben wir überhaupt am 26. September? Wir sind bereits mitten drin im sechsten Massensterben an Tier- und Pflanzenarten. Der DDR-Regimekritiker und Sozialökologe Rudolf Bahro schrieb schon Ende der achtziger Jahre, man müsse den Material- und Energieverbrauch um den Faktor 10 reduzieren. Dies kommt der Wahrheit beträchtlich näher als Laschet, Lindner und Scholz, die uns weiteres Wirtschaftswachstum offerieren, natürlich „klimaneutral“ übertapeziert. Erst wenn immer mehr Menschen erkennen, dass wir unser plutokratisches System grundlegend revidieren müssen, hin zu Formen eines generationenübergreifenden Gemeinwohls, geht es um mehr als das richtige Kreuzchen am Wahltag. Marko Ferst, Gosen

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