wortwechsel: Wehe den Bäumen, Mooren und Tieren
Im Emsland brennt der Torf, die nordrhein-westfälische Regierung lässt die Wälder roden, und das Tierwohllabel von Julia Klöckner überzeugt nicht. Und was wird aus der Papier-taz?
Erhöhte Krebsrate
„Tausende gedenken trotz Matsch und Regen“, taz vom 24. 9. 18
Erst einmal vielen Dank für die Berichterstattung zum Hambacher Wald. Insbesondere, dass Sie deutlich darauf hingewiesen haben, dass Züge zur Demo ausgefallen sind, fand ich super! Das ist doch ein Skandal, dass so etwas passiert!!
Von meinem Gefühl her, ist die Bevölkerung auch noch nicht genügend aufgeklärt darüber, dass auch schon der Abbau von Braunkohle eine riesige Umweltbelastung ist. Der Staub, der dabei entsteht und ins Umland geweht wird, ist schwermetallbelastet. In den Ortschaften im Umkreis des Braunkohletagebaus Hambach ist eine erhöhte Krebsrate auch bei jungen Menschen feststellbar.
Wie kann so etwas derartig Vorsintflutliches stattfinden? Die Staubentwicklung müsste doch zumindest mit Befeuchtungsanlagen vermindert werden. Ich glaube auch, dass vielen Kölner*innen nicht klar ist, dass die Luftverschmutzung in unserer Stadt auch von dem Tagebau Hambach herrührt. S. Kosub, Köln
Viele Vorteile
„Der Moorbrand von Meppen“, taz vom 24. 9. 18
Ich war schon immer der Meinung, man sollte die Bundeswehr mit Wasserbomben ausstatten. Hat viele Vorteile, Herstellung und Handhabung einfach, zudem nicht brandgefährlich. 1.110 Stück schon ab 23,99 Euro plus 5,99 Euro Versandkosten. Gefüllt auch gut im Superguppy zusammen mit Wehrpflichtigen zu transportieren und punktgenau im Moorbrand zu platzieren. Moorbrände lassen sich damit auch nicht produzieren. Franz Scharte, Harsewinkel
Für das Tierwohl
„Frau Klöckner, tötet unser Schnitzel Menschen?“, taz vom 21. 9. 18
Ich bin Nutztierhalter in Schleswig-Holstein. Das Thema Klimaschutz und Tierwohl liegt mir sehr am Herzen. Dabei stört es mich, wie pauschal mit Zahlen jongliert wird. So behaupten Sie, es könne 22 Millionen Tonnen Treibhausgas eingespart werden durch Reduzierung von oder durch völligen Verzicht auf Fleischkonsum. Woher stammt diese Zahl? Wie viel Treibhausgas entsteht bei Nichtnutzung der Grünländereien durch Rinderhaltung?
Das Thema Tierwohl ist politisch dermaßen verschleppt worden, dass wir bald durch den Lebensmittel-Einzelhandel vor vollendete Tatsachen gestellt werden mit Pseudokriterien, die einigen Vertragslandwirten einen geringen Mehrwert bringen und dem Verbraucher eine heile Welt vorgaukeln sollen. Warum haben Sie im Interview nicht das erfolgreiche Beispiel der Eierkennzeichnung angeführt?
Die größte Gefahr besteht darin, dass die Ministerin sich beim staatlichen Tierwohllabel auf Pseudokriterien einlässt, die alles verwässern. Zu den jetzigen Weltmarktpreisen kann kein Tierwohl stattfinden.
Das neue Tierwohllabel braucht starke Kriterien mit Weidehaltung, Stroheinstreu, viel Platz, Licht und Luft, und ohne Antibiotika. Dann werden die Erzeugerpreise, die die Landwirte erhalten, dies auch widerspiegeln, sonst ist es von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Ernst Metzger-Petersen, Oster-Ohrstedt
Unangemessen
„Frau Klöckner, tötet unser Schnitzel Menschen?“, taz vom 21. 9. 18
Ich bin kein Julia Klöckner-Fan, aber die Art und Weise, wie sie in der taz dargestellt ist, finde ich äußerst unangemessen. Die ausgewählten Fotos sowie ihre Beschreibung (Ministerin, Staatssekretärin und Weinkönigin!) greifen auf traditionelle Geschlechterstereotype zurück. Schade taz, da hatte ich doch deutlich mehr von dir erwartet.
Carmen Richerzhagen, Bonn
Billige Zivis
„Besser als nix“, Brief vom 19. 9. 18
So so, Frau Woidich will also den Zwangsdienst für Männer neu beleben. Es lebe die Emanzipation der Adenauerzeit. Dass Zivis oft als billige Arbeitskräfte genutzt wurden, um die Lohnkosten in sozialen Berufen schön niedrig zu halten – geschenkt. Statt über Strategien für eine bessere Bezahlung in den Care-Berufen nachzudenken, gibt es eine einfache Lösung: Männer sind schuld. Im Jahr 2007 waren weniger als 30 Prozent eines Jahrgangs bei der Bundeswehr oder Zivi. Und das war dann die Lösung? Ordentliche Tarifverträge, Stärkung der ArbeitnehmerInnenrechte und starke Gewerkschaften sind sicher ein besserer Ansatz – für Frauen und Männer. Martin Schmidt, Chemnitz
Nicht automatisch rechts
„Alle an ihren Platz“, taz vom 11. 9. 18
Als Bundesvorsitzender Stadtbild Deutschland e. V. war ich Redner auf der Fachtagung Altstadt 2.0 in Frankfurt, und der Tenor des taz-Artikels zu dieser Veranstaltung überrascht mich. Er suggeriert, Stadtbild Deutschland gehöre zur politischen Rechten. Es ist mir wichtig, dieses Bild geradezurücken.
Stadtbild Deutschland ist „parteipolitisch unabhängig, positioniert sich gegen jede Form von politischem Extremismus“ und engagiert sich dafür, zu einer lebendigen, demokratischen Zivilgesellschaft beizutragen. Diese klare Positionierung ist schon seit 2008 fest in der Satzung verankert, und wer die handelnden Personen des Vorstands kennt, weiß: das wird auch gelebt.
Da ich in dem Artikel persönlich erwähnt werde, sei hier nur gesagt, dass meine einzige politische Betätigung bislang den Grünen galt, ich mich am gesellschaftlichen Leben der bulgarischen Gemeinde in Frankfurt rege beteilige und als Student bei einem Hochschulprojekt für interkulturellen Austausch der Universitäten Erlangen und Damaskus teilgenommen habe. Ich möchte deutlich machen, dass ein Engagement für Denkmalschutz, Rekonstruktionen und traditionellen Städtebau nicht automatisch ein politisches Label trägt. Ich freue mich in unserer zukünftigen Debatte auf den Austausch zu den inhaltlichen Fragestellungen des Städtebaus. Tilo Bergmann, Frankfurt am Main
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