wohnviertel hübschen : macht nicht verramschen
Was für eine schöne Vision: Immobilienfirmen wollen nicht mehr nur Wohnungen verwalten, sie wollen sich für ganze Stadtteile verantwortlich zeigen. So kündigte es die RAG Immobilien an. Und sie haben das Geld, das den Städten fehlt, können es für Balkone, Parkflächen und Spielplätze ausgeben. Die Kommune kann sich beruhigt zurücklehnen und das Grün wachsen sehen. So leicht sollten sich die Städte aber das Zepter nicht aus der Hand nehmen lassen.
KOMMENTAR VONANNIKA JOERES
Noch nie haben sich Firmen für glückliche MieterInnen und spielende Kinder interessiert, warum sollten sie auch. Jetzt interessieren sie sich für Viertel im Ruhrgebiet, weil die runtergekommenen Stadtteile keine BewohnerInnen mehr finden, die Wohnungen entgegen dem Trend billiger werden. Langfristig wollen Unternehmen natürlich ihre Mieten erhöhen – das kann nicht im Interesse der Städte sein. Sie muss dafür sorgen, dass die BürgerInnen in den ärmeren Vierteln wohnen bleiben, auch wenn sie plötzlich auf dem Balkon sitzen können und ihre Kinder vor der Haustür Karussel fahren. Deshalb sollten sie mit den Firmen Vereinbarungen treffen, in denen große Mietsprünge ausgeschlossen werden. Die Städte können sich diese Forderung erlauben: Sie geben ein Stück ihrer Macht an die Firmen ab. Warum sollten sie das so billig tun? Im Gegenzug erhalten die Firmen schließlich Gestaltungshoheit über Duisburg Marxloh und Gelsenkirchen Ückendorf.