wochenübersicht: : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Gerichtswoche! Henryk M. Broder wurde im ersten Prozess gegen Abraham M. und Hajo M. für schuldig befunden, diese mit „ehrverletzenden Äußerungen“ verfolgt zu haben. Dies war der erste Prozess von Juden gegen einen Juden, die sich gegenseitig des Antisemitismus geziehen haben, der vor einem bundesdeutschen Gericht ausgetragen wurde. Nun geht es im Amtsgericht Tiergarten in die zweite Runde. Broder warf beiden vor, in einer Diskussion „den Hitler gemacht“ zu haben, indem sie gegen Israel gehetzt haben. Es ist also klar, für wen man die Fahne schwenkt.
Zur selben Zeit findet vor der Oranienburger Straße 70 eine Kundgebung gegen die Sanierungspläne für das Wohnprojekt K86 statt, das ja als Tuntenhaus in der Kastanienallee stadtberühmt ist. „Selbstbestimmung braucht keine EigentümerIn!“ lautet das Urteil, das gegen den Eigentümer der K86 ausgesprochen werden wird.
Am Mittwoch kommt wieder das Gericht zum Zuge, das nur das Gesetz kennt, und, so sagt es, keine Tendenz. Im Amtsgericht Moabit wird gegen die „Überflüssigen“ – angezeigt vom Vorsitzenden der AWO Berlin – verhandelt. Die „Überflüssigen“ nämlich hatten die 1-Euro-Jobs bei der AWO im Oktober 2004 kritisiert und dabei die Organisation an ihre Vergangenheit in der Arbeiterbewegung erinnern wollen. Dabei soll es zum Hausfriedensbruch gekommen sein. Na und? Die AWO zeigt den Schmollmund. Was nur beweist: Zu langes Rumkungeln mit der Unternehmerschaft hat die Arbeiterbewegten – oder ihre Vorsitzenden – alle fromme Scheu vergessen lassen.
Am Sonntag wird gegen das G-8-Treffen in St. Petersburg demonstriert und ein bisschen auch gegen die Love Parade. Eigentlich nämlich sollte die Demo am Samstag stattfinden, doch wegen der Demo für Liebe und Hedonismus musst’s verschoben werden. So ist das Gobalkapital.