wochenübersicht: bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Lang war er zu und wurde saniert. Dann musste auch noch Bert Neumanns neue Einheitsbühne aufgebaut werden. Aber jetzt kann die Spielzeit im Prater endlich eröffnet werden.
In schönstem Diskurschinesisch wird dann auch liebevoll von der Presseabteilung das neue Stück von René Pollesch angekündigt, das „Tod eines Praktikanten“ heißt. Nun heißen Titel bei Pollesch meist nicht viel, weswegen hier wahrscheinlich auch nicht zwingend mit dem Tod eines Praktikanten gerechnet werden muss. Sehr wohl allerdings mit Überlegungen zur Absurdität von Darstellungspraktiken und ihrem Repräsentationsanspruch – durchgespielt an Sigourney Weaver und der feministischen Theoretikerin Donna Haraway.
Das Maxim-Gorki-Theater ist schon eine ganze Weile wieder eröffnet, und immer noch wird die Stadt aus dem Hinterhalt des Kastanienwäldchens hinter der Neuen Wache mit Premieren bombardiert. In dieser Woche zeigt das Studio das Stück des 1974 im sibirischen Irkutsk geborenen Dramatikers Iwan Wyrypajew „Sauerstoff“: Es erzählt die Geschichte des Provinzlers Alex, der zu etwas drastischen Mitteln greift, um seinem Leben das Provinzielle auszutreiben. Wyrypajew fährt alle Heftigkeit auf, die wir an den Russen heute so lieben. Es inszeniert Mareike Mikat.
Exzesse gibt es auch in der zweiten Gorki-Premiere dieser Woche, und zwar in Juri Klavdievs Stück „Gehen wir, der Wagen wartet“, wo es um Gewalt gegen Frauen und ihre Reaktionen darauf geht. Es spielen u.a. Fritzi Haberland und Hilke Altefrohne, die schon in Armin Petras „Kätchen von Heilbronn“ ein ziemlich starkes Duo waren. Premiere ist am Sonntag.
Im Theater unterm Dach beginnt das neue Jahr mit dem Stück „Tritte-Draht-Orange“, das Samuel Beckett auf die Straße nach Guantánamo schickt.