wochenübersicht: bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
In Kreuzberg findet gerade das 11. „Diyalog-Theaterfest“ (www.theater-diyalog.com) des gleichnamigen deutsch-türkischen Theaters statt, das seit 23 Jahren in Berlin besteht und sich die Vermittlung von Kultur und Lebenswelten der BerlinerInnen türkischer Abstammung auf die Fahnen geschrieben hat. Spielorte sind unter anderem HAU, Naunynritze und Ballhaus Naunynstraße. Dort zeigt ab Mittwoch der Kreuzberger Schauspieler Ayhan Sönmez sein Theaterprojekt „Kotti“ über das Leben türkischstämmiger Jugendlicher rund um das Kottbusser Tor. Es entstand im Rahmen des Antidrogenprojekts der Naunynritze „(Ver)Drückt Euch nicht“ und erzählt in teilweise sehr drastischen Bildern und Monologen von der Dynamik, in der diese Heranwachsenden leben – zwischen Drogen, Gewalt, der Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Identitätsfragen. Schon heute Abend präsentieren die Schauspieler Tuncay Gary und Cem Sultan Ungan „Die Mehmet-Show“, in der sie sich mit Klischees von und über Türken befassen. Am Mittwoch zeigt Karen Witthuhn in den Räumen des „Coiffeur Kreuzberg“ ihr Märchen aus 1001 Kreuzberger Nächten „Cut & Go Kreuzberg“, in dem es um den Alltag in Kreuzberg geht. Das Projekt wurde von Feridun Zaimoglu inhaltlich begleitet.
Mindestens so berlinisch wie die Türken am Kotti ist der „Hauptmann von Köpenick“ – Wilhelm Voigt, der sich die deutsche Autoritätsgläubigkeit zunutze machen wollte, um einem Leben am Rand der Gesellschaft zu entgehen. Carl Zuckmayer hat ihn in seinem Drama unsterblich gemacht, das jetzt Jürgen Wölffer im Theater am Kurfürstendamm inszeniert.
„Berliner Verhältnisse“ beschreibt auch Raul Zelik in seinem gleichnamigen Roman, den zurzeit das Maxim Gorki Theater dramatisch seziert. Teil zwei hat am Donnerstag Premiere.