wochenübersicht: bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Berlin eine kulinarische Wüste war. Erst in den letzten Jahren sprossen Sternerestaurants aus dem märkischen Sand, in der die Gourmet-Community der Welt-Hummer-Hilfe Erlösung fand. Auf fruchtbaren Boden wird deshalb die kleine, aber feine Produktion im neuen DT-Spielort „Box & Bar“ fallen. Und zwar nicht nur thematisch. Denn ab Samstag stehen mit Samuel Finzi und Almut Zilcher hochkarätige Spieler auf der winzigen Bühne, um Ivan Panteleevs groteske Tragödie „Drei Sterne suchen einen Koch“ zu erzählen.
Schreckliches plant Medea in Euripides’ berühmter Tragödie: Sie will ihre Kinder ermorden, um sich am Ehemann zu rächen, der sie verlassen will. Ebenfalls am Deutschen Theater inszeniert Barbara Frey die Geschichte nun als beinahe bürgerliches Trauerspiel. Möglich macht dies Hubert Ortkempers Neuübersetzung des Dramas, die morgen zum ersten Mal zur Anschauung gelangt.
Mit Medea beschäftigt man sich ab 6. Dezember auch im Orphtheater. Regisseur Matthias Horn zeigt eine Medea, die im ewigen Exil alt geworden ist und deren Kampfgeist inzwischen ziellos wütet. So fürchtet sich die Welt nicht mehr vor ihr. Fremde Stimmen reden von heutigen Katastrophen, während Medea immer noch auf alte Machos und Krisen starrt.
Die Volksbühne zeigt ab Donnerstag Christoph Marthalers neuen Theaterabend, der auf der Basis von Ödon von Horvaths tragikomischen „Geschichten aus dem Wiener Wald“ über Menschen entstanden ist, die einst in der großen Wirtschaftskrise ums Überleben kämpften. Dass ist verdammt lang her, aber immer noch aktuell und sicher wunderschön anzuschauen.
„Verdammt lange her“ heißt auch die Block-Buster-Komödie von Michael Frayn, die am Samstag im Renaissance Theater ihre deutsche Erstaufführung erlebt.