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Archiv-Artikel

wm & sicherheit Das Wunder der Gelassenheit

In grauer Vorzeit – so vor rund vier Wochen – durfte man noch das Übelste befürchten. Schlagwütige Hooligans könnten das Bild der Fußball-Weltmeisterschaft dominieren. Und Sicherheitsfanatiker würden einen Überwachungsstaat dagegensetzen, der sich gewaschen hat. Doch die Hools sind gar nicht erst gekommen. Und die Innenpolitiker bleiben selbst nach der Amokfahrt eines offenbar psychisch gestörten Mannes in die Fanmeile gelassen.

KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH

Dieses Wunder von Berlin ist die bisher größte Überraschung der WM. Polizei und Innenpolitiker, die sonst gern beim geringsten Verdacht ganze Straßenzüge absperren, gestehen nun in aller Ruhe ein, dass sie nicht jedes Risiko vermeiden können.

Natürlich gibt es noch ein paar Betonköpfe – vor allem in der CDU –, die am liebsten sofort den Tiergarten verbarrikadieren würden. Betonquader würden mit Sicherheit jeden irren Autofahrer ausbremsen. Im Falle einer Panik aber stünden sie auch den Flüchtenden im Weg. Das kann niemand wollen.

Zudem hat die Stadt schon leidvolle Erfahrungen mit dem Blockadenwahn. Mal standen Betonklötze vor der Synagoge in der Oranienburger Straße, dann vor der britischen Botschaft. An beiden Orten hat man längst weniger martialische Lösungen gefunden: fest eingebaute, aber versenkbare Poller. Eine solche Lösung wäre auch für den Tiergarten tragbar. Ihre Installation würde sich aber nur lohnen, wenn die Straße des 17. Juni dauerhaft für Veranstaltungen gesperrt bliebe.

Das klingt utopisch. In grauer Vorzeit aber – so vor rund vier Jahren – gab es viele Politiker, die das Brandenburger Tor unbedingt für den Verkehr offen halten wollten. Auch in dieser Frage ist man längst viel gelassener.

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