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Archiv-Artikel

windenergie Berlin hat verstanden

Windräder haben in Berlin nichts zu suchen. So steht es – natürlich hübsch bürokratelnd – im Flächennutzungsplan (FNP) des Jahres 1994. Der FNP ist damit ein Dokument von großer Gestrigkeit, verweist er doch auf die Denkungsart, die vor mehr als zehn Jahren vorgeherrscht hat. Und die lautete: Berlin wächst, also müssen wir das Wachstum räumlich organisieren. Und zweitens: Berlin wächst so sehr, dass wir auf bestimmte Branchen schlicht und ergreifend verzichten können.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Es ist das Verdienst der SPD-Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, diesen Unsinn nicht nur erkannt zu haben, sondern auch abschalten zu wollen. Gut so. Denn: Berlin wächst nicht, es wächselt allenfalls. Und zweitens: Weil das auch in Zukunft nicht anders sein wird, muss endlich der Daumen von Flächen genommen werden, auf denen ohnehin kein BMW-Werk mehr entstehen wird. Das steht nämlich schon in Leipzig.

Wohl aber können dort Windräder stehen. Keine Parks, aber immerhin das ein oder andere. Um nicht missverstanden zu werden: Berlin liegt natürlich nicht an Ostsee und Wattenmeer, soll heißen: Windkraft wird auch in Berlin nichts anderes sein als ein Zeichen. Aber immerhin ein Zeichen, das heißt: Wir haben verstanden. Nicht immer hat Innovation auch damit zu tun, dass dieselbe das ganze Drumherum, in diesem Falle die Stromversorgung, umkrempelt. So rückwärts gewandt die Symbolik des FNP war, so fortschrittlich wäre ein Windrad in Berlin.

Ein Zeichen wäre ein Spargel in Pankow oder anderswo aber auch politisch. Falls Angela Merkel demnächst ins Kanzleramt ziehen sollte, wäre ein Windrad ein nettes Begrüßungsgeschenk, das daran erinnert: In dieser Stadt weht auch weiterhin ein anderer Wind.