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Archiv-Artikel

wieland gewinnt platz 2 Votum für Grün pur

Marek Dutschke hat es nicht geschafft. „Warum soll dein Weg durch die Institutionen ganz oben beginnen“, lautete auf dem Wahlparteitag gestern eine der Fragen an den Sohn dessen, dem tatsächlich das Gegenteil vorschwebte. Damit war die Luft raus aus der Kandidatur des 25-Jährigen. No Logo, das zieht auch bei den Grünen wieder.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Überhaupt ist die gestrige Wahl der grünen Bundestagskandidaten ein Votum für die alten und neuen Werte der Grünen: programmatische Klarheit, Schlagfertigkeit und Sachkompetenz – mit einem Wort: Grün pur. Das gilt nicht nur für die unbestrittenen Kandidatinnen für die Listenplätze 1 und 3 – Renate Künast und Sibyll Klotz –, sondern auch für Wolfgang Wieland.

Überraschend deutlich konnte sich der ehemalige Justizsenator gegen seine Kontrahenten Dutschke und Werner Schulz durchsetzen. Wurde Dutschke dessen naive Hybris zum Verhängnis, war es bei Schulz wohl dessen parlamentarisches Querulantentum, das alles war, nur nicht Grün pur. Von Wieland dagegen versprechen sich die Delegierten, dass er die Seele der Partei streichelt, die nach dem Liebesentzug durch die SPD nun nicht mehr als Koalitionspartei in den Wahlkampf darf.

Und: Ist die Liste nicht sogar ein grünes Gesamtkunstwerk? Vorne die Verbaucherschutzministerin mit ihrer grünen Schnauze, auf Platz 3 eine Sibyll Klotz, die das Thema Arbeitsmarkt auf ebenso grüne wie konstruktive Weise in den Bundestag bringen wird, und – als Einzelkämpfer natürlich – das grüne Urgestein Christian Ströbele, dem es mitunter gelingt, den großen Bogen vom Reichstag bis zur Yorckstraße 59 zu schlagen?

Gleichwohl stellt sich die Frage, ob Grün pur nicht nur den Delegierten gut tut, sondern auch den Wählern. Die Zeichen stehen, Lafontaine hat es vorgemacht, auf Populismus. Dazu eignet sich von den vieren Marke Grün pur niemand. Vielleicht ist das aber die entscheidende Message. Es ist nicht die schlechteste.