wie machen sie das?: Katamaran bauen
Carsten Riechelmann, 36, ist promovierender Bioingenieur und hat ein Faible für den Bootsbau.
taz am wochenende: Herr Riechelmann, Sie haben in vier Jahren einen Katamaran in der Scheune Ihrer Eltern gebaut. Wie haben Sie das gemacht?
Carsten Riechelmann: Zuerst hab ich ein Floß gebaut. Darauf konnte man schon bequem zu fünft herumgondeln. Und zu meiner Überraschung wurde es von den Behörden sogar offiziell als eine Art Boot zugelassen und registriert. 2009 bin ich dann mit Freunden auf dem Floß von Braunschweig nach Berlin gefahren. Das hat mir so gut gefallen, dass ich angefangen habe, Bücher über Bootsbau zu lesen. Nebenher habe ich Zeichnungen für den Katamaran angefertigt.
Und auch realisiert?
Das Geld für das Material – hauptsächlich schwedische Kiefer, Sperrholz und Epoxidharze – hatte ich mir vorher mit der Restauration eines anderen Bootes verdient. Eines Tages nahm ich dann zufällig einen Tramper von Dijon nach Nancy mit, der gerade irgendwo als Workawayer gearbeitet hatte. Und ich dachte mir, hey, ich schreib einfach mal eine Anzeige, vielleicht finden sich ja ein paar Leute wie er, die mir gegen Kost und Logis dabei helfen wollen, das Ding zu bauen. In den folgenden vier Jahren haben sich an die hundert Leute am Bau beteiligt.
Wie groß ist das Boot?
Er hat eine Länge von 12,50 Meter und ist 6,20 Meter breit. Es gibt insgesamt vier Räume mit 13 Betten, eine Küche und zwei Klos. Und natürlich noch den ganzen Außenbereich. Solider Bau.
Wo sind Sie damit schon überall gewesen?
Etwa auf der Ostsee, wo wir auch den Mast zum ersten Mal aufgebaut haben. Danach haben wir festgestellt, dass wir doch noch einiges nachbessern müssen. Später waren wir in Polen auf dem „Plötzlich am Meer“-Festival. Zusammen mit Dorothea Lübbe, einer befreundeten Theaterregisseurin, liefen wir 2015 mit dem Katamaran als Bühne an der Ostseeküste zehn Häfen an. 2018 gab es eine weitere Theaterproduktion von ihr zum Thema Migration und Zusammenhalt in Europa, bei der wir 13 Spielorte angefahren sind. Das Boot war Bühne, Vergnügungsort und Schlafstätte. Gerade steht der Katamaran im rumänischen Sulina an der Donaumündung zum Schwarzen Meer.
Was haben Sie dort vor?
Meine Freundin und ich sind gerade Eltern geworden. Wir haben geplant, drei Monate lang auf dem Katamaran zu verbringen, um damit nach Istanbul, Odessa und wer weiß wohin zu fahren. Das eigentliche Ziel ist aber Ägypten, da habe ich ein paar Jahre während meines Studiums und der Promotion verbracht.
Und würden Sie Greta Thunberg mit zur nächsten Klimakonferenz nehmen, wenn sie Sie darum bittet?
Das wäre richtig cool. In jedem Fall würde ich das.
Interview: Boris Messing
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