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was wir noch zu sagen hätten #11Die Antwort steckt in der Frage

Neulich erzählte mir mein Großvater, er plane demnächst an den Ort zu reisen, an dem er aufgewachsen sei. Ein kleines ländliches Dorf in Südpolen, in der Nähe zur slowakischen Grenze. Ich wusste zwar, dass ein Teil meiner Wurzeln dort herkam, doch hatte ich nie die Sprache gelernt und bisher lediglich ein paar Urlaube dort verbracht. Deshalb habe ich mich auch nie mit dem Begriff Osten identifiziert, obwohl er ein bedeutender Teil von mir ist.

Als Kind dachte ich: Osten, klar, das ist das Gegenteil von Westen. Den Osten habe ich als etwas Entferntes wahrgenommen, eine geografische Lage. Irgendwann kam aber dann der Tag, an dem ich das erste Mal einen Globus in der Hand hielt und merkte, dass der Osten gar nicht aufhört.

Wie geschieht also eine geografische Benennung, wenn wir alle auf der gleichen Erde leben? Vielleicht durch Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die auf Erfahrungen basieren? Mit diesen identifiziert man sich auf individueller Ebene oder eben nicht. Es geht um die eigene Wahrnehmungsspannweite, um die Entscheidungen darüber, welche Themen man selbst für relevant hält und durch welche man sich mehr angesprochen fühlt.

Kim Tadday, Jahrgang 2003, ist Werbe­praktikantin, moderiert beim taz lab und studiert Politikwissenschaften und Kultur­anthropologie in Mainz.

„Alles Osten?“ symbolisiert für mich eine Identitätsfrage, aber auch die Bereitschaft, sich nicht vor Themen zu verschließen, die außerhalb des eigenen Alltags liegen. Sie ermutigt uns, Solidarität und Empathie zu entwickeln, die uns helfen, einen kulturellen und sozialpolitischen Dialog zu führen, in dem keine geopolitische Hierarchie existiert. Gemeinsam nach Antworten zu suchen, wie ein kollektiv besseres Leben gestaltet werden kann. Die Antwort sehe ich in der Fragestellung und behaupte, dass die Tatsache der Unterschiede eine Gemeinsamkeit darstellt. Kim Tadday

Hier schreiben unsere Au­to­r*in­nen wöchentlich über den Osten. Oder was …

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