was macht eigentlich... … der Weihnachtsmarkt? : Kohle
Es ist so weit: Millionen von Lichtern werden ab heute brennen, verkünden die Agenturen. Und zwar auf den 45 Weihnachtsmärkten der Stadt. Die öffnen genau einen Monat vor Heiligabend ihre Kassen. Ja, die Kassen. Nicht Pforten. Denn der Heiligenschein des Geldes strahlt heller, als der um Himmelstürchen.
In der Vorweihnachtszeit muss der gemeine Mensch in Kaufrausch versetzt werden. Auf Weihnachtsmärkten scheint es zu funktionieren, deshalb gibt es immer mehr davon. Das Angebot mag noch so trashig sein, zwischen Lichtern, Glockenspiel und Nikolaus wird der Erwachsene eben wieder zum Kind. Einmal aber Kind, ist die Sehnsucht nach der Verzauberung, die Weihnachten einst auslöste, neu geweckt.
Auf Weihnachtsmärkten ist die Erfüllung solchen Verlangens käuflich. Gipspüppchen, die jenseits des glitzernden Ambientes unschwer als Plunder erkannt werden, mögen unter Kinderaugen des Erwachsenen zu heimlichen Identifikationsfiguren mutieren. Messinglegierte Spieltrompeten halten plötzlich für den nie entdeckten Künstler im Erwachsenen her. Und Strohschuhe mit kariertem Innenfutter lassen ihn, der vergessen hat, dass Zärtlichkeiten kein Schema F kennen, an die Hand der Großmutter erinnern, die einst über seinen Kopf strich.
Mit Lebkuchen, Glühwein oder Zimt, mit Schund, Ramsch, Firlefanz oder Tinnef überzeugen die Weihnachtsmärkte, egal wo sie sind. Zum Segen der Veranstalter und der Händler, die sich dort einfinden. Das ist dann schon alles. WS FOTO: AP