was macht eigentlich... … Gregor Gysi? : Sich bekehren
Die Herz- und Gehirnattacken, die der mediale Frontmann der PDS, Gregor Gysi, erlitt, haben ihn wohl nicht nur zum Nichtraucher gemacht, sondern auch zum Angsthasen vor dem Herrn. Beliebter Politiker, der er ist, hat er sich nämlich dafür ausgesprochen, eine Straße in Berlin nach Papst Johannes Paul II. zu benennen. Den Verschiedenen hält er für eine moralisch integre Persönlichkeit, die Ungerechtigkeit scharf kritisierte, gleich ob sie staatssozialistischer oder kapitalistischer Prägung war.
Gysi ist ein schlauer Fuchs. Deshalb ist es opportun anzunehmen, dass er sich mit diesem Statement Sympathien erkaufen will. Bei zukünftigen Wählern? Bei den Kirchenoberen? Bei Gott? Wer kann das wissen?
Klar wird allerdings etwas anderes: Sein Papstvorstoß zeigt, dass Politiker ein kurzes Gedächtnis haben. Nicht lange ist es her, dass Uns Gysi den verantwortungsvollen Posten des Frauensenators in Berlin innehatte. Als solcher war er nicht nur Anwalt für die theoretische Uminterpretation von Sozialistischem in Kapitalistisches. Auch die ganz konkreten Umwandlungen im Alltag der Frauen sollten ihn kümmern. Da fängt das Problem mit Gysi und dem Papst an. Denn aus der Warte der Frauen ist ein Schulterschluss mit Johannes Paul II. das Letzte, was angesagt ist. Gebären, sich aufopfern, beten, brav heiraten, bloß nicht verhüten und ansonsten das Röcketragen dem Klerus überlassen – das ist die Formel, auf die die Papstadepten die Frauen reduziert. Für deren Aushängeschild jetzt eine Straße zu fordern, kommt einem Ablass gleich. Gysi will einen Fürsprecher im Jenseits. Er weiß, wer am Tisch des Herrn sitzt, an dem er einst Gast sein will. WS
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