was macht eigentlich... … Eva-Maria Scharlippe? : Geehrt werden
„Drogen-Oma“ hat man sie genannt, weil sie sich für Druckräume einsetzt, „Chaoten-Oma“, weil sie am 1. Mai in Kreuzberg unterwegs ist, um der Polizei auf die Knüppel zu schauen. Heute spottet keiner: Heute erhält Eva-Maria Scharlippe für ihr politisches Engagement das Bundesverdienstkreuz von Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer. Die 67-Jährige freut sich unbändig: „Ich kann es immer noch nicht fassen“, sagt sie. „Ich hätte nie mit Dank gerechnet.“
Leicht hat sie es nie gehabt. Eine intakte Familie hatte sie in ihrer Kindheit nicht, mit den eigenen Kindern floh sie Ende der 60er-Jahre vor dem Exmann in ein Obdachlosenheim. Später, 1974, gehörten sie zu den Erstbeziehern des Neuen Kreuzberger Zentrums (NKZ) am Kottbusser Tor. Den Aufschwung der harten Drogenszene am NKZ erlebte sie hautnah mit. „Tote habe ich viele gesehen“, sagt sie. Bis sie einsah, dass Junkies hilfsbedürftig sind, und sich für Drogenkonsumräume einsetzte, musste sie einen Lernprozess durchmachen. Jetzt hält seit einem Jahr ein „Drogenbus“ am Kotti, und Frau Scharlippe, die von 1985 bis 1999 für die SPD in der Kreuzberger BVV saß, ist stolz darauf.
Ob sie ab und zu beim Drogenbus nach dem Rechten sieht? „Da muss ick nur aus’m Fenster schaun“, sagt Eva-Maria Scharlippe. Es geht ihr gesundheitlich nicht gut, sie hat Diabetes. Im vergangenen Jahr wurde ihr ein Bein abgenommen. Was ihren Einsatz für die Druckrauminitiative angeht, lässt sie sich davon nicht beirren. „Um die kümmere ich mich weiterhin“, sagt sie: „Das ist mein Baby.“ CLP FOTO: ARCHIV