wahlumfrage : Mit schönen Grüßen der CDU
Die gebeutelte SPD hat doch noch treue Anhänger. In Berlin sehen neue Umfragen die SozialdemokratInnen vor der CDU. Nur zwei Wochen vor der Bundestagswahl legt die SPD ordentlich zu. Doch was steckt hinter den neuen Zahlen? Ist die Hauptstadt die Avantgarde des Bundestrends, der sich in letzter Sekunde noch zugunsten der SPD wendet? Nein, bundesweit bleibt die CDU stabil. Doch offenbaren die Umfrageergebnisse viel über den Zustand der Stadt.
KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE
Das wohlhabendere Westberlin tendiert nach einem Sommerflirt mit der CDU wieder zur SPD. In den hiesigen Wahlbezirken ist daher selbst zwei Wochen vor der Bundestagswahl nicht klar, wer die Direktmandate gewinnt. Nachdem es über Monate nach einem Erdrutschsieg für die Union aussah, ist es im Westen nun allerorten „too close to call“.
Dabei zeigt sich: Die SPD ist nicht besonders stark, nur ist die CDU sehr schwach. Die Unions-KandidatInnen überzeugen die WählerInnen kaum. Bundespolitisch bekannte Schwergewichte bietet die CDU nicht auf. Zudem ist ihr Landeschef Ingo Schmitt erst seit drei Monaten im Amt. Der hat zwar mehr parteiintere Macht als sein Vorgänger Joachim Zeller. Doch der in aller Eile zu stemmende Bundestagswahlkampf überfordert selbst den talentiertesten Neuling. Der Wahlkampf der Christdemokraten stockt.
Damit verbunden ist ein weiteres CDU-internes Problem: Ihre WahlkreiskandidatInnen sind weitgehend auf sich gestellt. Eine zentrale Wahlkampforganisation auf Landesebene fehlt. Schuld daran ist auch die eifersüchtig bewahrte Eigenständigkeit der Kreisverbände.
Ein weiteres Mal könnte Berlin am 18. September seinem Ruf als „rote Hochburg“ Ehre machen. Doch viel dafür getan hat die SPD nicht. Die CDU schon eher.