wahlalternative : Frühe Häme
Türen fliegen, Tränen fließen, Mitglieder beschimpfen sich öffentlich, Gründungsmitglieder treten enttäuscht aus, Betriebsgruppen platzen. Eigentlich hat die Partei keine Chance mehr, sie wird belächelt, ignoriert, totgesagt. Jetzt sitzt sie in Bund- und Länderregierungen, hat die FDP längst als dritte Kraft abgelöst und freut sich auf zukünftige zweistellige Wahlergebnisse.
KOMMENTAR VONANNIKA JOERES
Die Wahlalternative startet wie die Grünen 1979: Chaotisch und medial ungeschickt. Doch wie die Erfolgsgeschichte der Grünen zeigt, ist es für ein blasiertes Weglachen zu früh. Sowie damals die umweltblinden und rüstungsfanatischen Parteien Platz ließen für die Ökopaxe, lässt Hartz und das omnipräsente Quengeln nach Arbeitszeitverlängerungen, Lohnkürzungen und Privatisierungen bequem Raum für eine Partei mit anderen Visionen. Auch wenn die Wahlalternative weitgehend unbekannt ist: Laut Emnid würden elf bis 15 Prozent der BürgerInnen eine neue, soziale Partei wählen. Diese Chance existiert noch.