wahlalternative : Trotzki hat sie bald wieder
Die rebellischen WASGler im Berliner Landesverband können stolz auf sich sein. Da waren einige von ihnen seit Jahren bei den Grünen oder der PDS aktiv, organisierten Hartz-IV-Proteste, gründeten Sozialinitiativen, wagten ein Volksbegehren zur Abwahl des Senats oder gingen durch die harte Schule einer trotzkistischen Sektierergruppe. Nun endlich werden sie belohnt. Mit ihrer sturen Haltung, jegliche Fusionsverhandlungen mit einer Regierungspartei zu stoppen, haben sie es bundesweit in die Schlagzeilen geschafft. Ein echter Pyrrhussieg.
KOMMENTAR VON FELIX LEE
Denn mit ihrem eindeutigen Votum gegen eine Fusion verspielen die Abtrünnigen auch ihre Glaubwürdigkeit bei der potenziellen Wählerschaft. Mit 5 Prozent rechnen die Fusionsgegner bei einer eigenständigen Kandidatur. Die sind ihnen keineswegs sicher.
Ein Grund dafür dürfte der bald einsetzende Schwund an Unterstützern sein: Die Fusionsbefürworter sind zwar eine Minderheit, stellen aber immerhin ein Drittel der aktiven Mitglieder. Sie werden dem Landesvorstand den Rücken kehren und das kurze Abenteuer einer neuen linken Partei beerdigen oder sich der Linkspartei anschließen.
Es wird jener Teil der WASG sein, von dem sich die Hartz-IV-gebeutelte Neuköllner Kleinfamilie ebenso angesprochen fühlte wie die linke Wilmersdorfer Witwe, die mit der Ostpartei PDS nie warm wurde. Ob diese Wählerklientel von der Linkspartei aufgefangen wird, bleibt dahin gestellt. Die WASG-Sektierern werden diese Stimmen auf keinen Fall bekommen.
Vielleicht aber waren die Quersteller in ihrer Haltung einfach nur konsequent. Sie gehen dorthin zurück, wo sie herkommen. In Trotzkis Traumwelt der 3. Internationalen. Dort gehören sie auch hin.