vorlauf : Dünnes Ding, das
„Alias – Die Agentin“, 20.15 Uhr, Pro 7
Noch keine paarundzwanzig und schon – neben dem Studium – einen Job als Doppelagentin, einen ermordeten Verlobten, einen Lippenstift, der schießen kann, mehrere Haarfarben. Das gibt es nur in Amerika. Oder im Fernsehen. Sydney A. Bristow (Jennifer Garner) heißt die Agentenmaus, die ab heute den furchtbar öd und leeren „ER“-Platz bei Pro 7 füllen soll.
Einen Golden Globe hat Garner für ihre Rolle als schicksalsgetriebene Undercoverfrau schon eingeheimst, warum, ist ein Rätsel. „Alias“ kommt zwar mit State-of-the-art-Actionszenen, einem typischen Fernsehplot und einer typischen TV-Agenten-Biografie daher, ansonsten läppert sich die Serie allerdings recht durchschnittlich durch die üblichen Agentenkonflikte: Wie sag ich’s meinem besten Freund, dass ich Agentin bin? Was tue ich, wenn böse Männer mir Gift spritzen und mich foltern? Genau: this girls kicks ass. Zufällig ist das dünne Ding nämlich in allen landläufigen Ausbildungssportarten (Schießen, Karate, Feng Shui) trainiert worden, und so bekommt man genug Tritte, herumfliegende Körper und malerisch hingetupftes Filmblut präsentiert.
Wechselnde Masken (um unauffälliger zu wirken, spaziert Sydney hin und wieder mit einer quietschroten Perücke durch die Feindesreihen), ein familiäres Problem (Sydneys schwer zugänglicher Vater entpuppt sich auch als Doppelagent) und die schwierige Ausgangssituation (Sydney stellt schmerzhaft fest, dass der SD-6, für den sie arbeitet, in Wirklichkeit ein Verbrecherkartell ist, und tritt postwendend und heimlich dem CIA bei) täuschen nicht darüber hinweg, dass Alias eine recht zahme Mischung aus Twen-Vorabend-Alltag à la „Friends“ und seichtem Agentenstandard à la „Mission Impossible“ ist. Tiefen muss das kalifornische Glattgesicht höchstens in Herzensdingen durchstehen: Schon in der ersten Folge lernen wir die beiden Männer kennen, die anstelle des vom SD-6 getöteten Verlobten treten könnten oder wollten. Der eine ist ihr CIA-Verbindungsmann der andere ihr bester Freund und Sportsfreund, ein Journalist. Ob man der Dame aber nun 22 Folgen lang beim Überlegen und – als Entscheidungshilfe – Lösen von Fällen zuschauen möchte, ist eine andere Frage. JENNI ZYLKA