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Archiv-Artikel

vorlauf Scherzensgelder

20.15 Uhr, 3sat, „Witze vor Gericht“

„Im Zweifel für die Satire“ lautet das Credo des Titanic-Machers Martin Sonneborn. Warum also nicht Helmut Markwort am Telefon als „Riesenschwachkopf“ bezeichnen? Oder Roland Koch als „Hessen-Hitler“? Vielleicht weil so was ziemlich teuer werden kann. Aber auch hier bleibt Sonneborn entspannt. Schließlich wurde kein deutsches Medium mit mehr Klagen überzogen als das Frankfurter Satiremagazin, keines vehementer verteufelt. In welchem Ausmaß, das zeigt die Dokumentation „Witze vor Gericht“.

Susanne Müller und Andreas Coerper füllen spielend 60 Minuten mit dem unentwegten juristischen Tauziehen um öffentlichen Humor in Deutschland. Ob RTL2 für seinen barbusigen Sadomaso-Schröder in der Gerd-Show, Rudi Carell für seinen Reizwäsche werfenden Chomeini oder die taz höchstselbst für Penisvermessungen am Boulevardferkel Dieckmann – nirgends in der Welt, behaupten die Autoren der Doku, werde so oft gegen Scherze geklagt wie in Deutschland. Schmerzensgelder als Sedative gegen sprachlich induziertes Leid. JAN FREITAG