vorlauf : Kratzputzfassade zum Weglaufen
„Do it yourself – S.O.S:“
(16.30 Uhr, Pro7)
Frage: „Bärbel, wie ist dein Gemütszustand, was deinen schönen, idyllischen Gartenweg betrifft?“ Antwort: „Sonya, ich muss dir leider sagen, allmählich bin ich richtig sauer.“ Gegenfrage des Rezensenten, mehr zu sich selbst gesprochen: „Was macht es mit meinem Gemütszustand, wenn sich die Sonya heute mit dem idyllischen Gartenweg von der Bärbel beschäftigt?“ Antwort: „Wahrscheinlich werde auch ich richtig sauer.“
Vieles ist passiert, seit es den ganz profanen Alltag vor einigen Jahren in die Flimmerkiste verschlagen hat. RTL 2 ließ sich die Rechte an der Wie-baue-ich-ein-Ikea-Regal-auf-Reportage patentieren. Sat.1 schaut werdenden Müttern beim Kauf einer Milchpumpe über die Brust. Und Pro 7 schickt eben Sonya Kraus mitten hinein ins Herz des kleinbürgerlichen Gestaltungswillens. Die Fachfrau fürs Profane – bisher moderiert sie das wöchentliche Pro-7-Peinlichkeiten-Kabinett „talk, talk, talk“ – hilft dort weiter, wo der Hausherr den Hammer hinlegen musste.
Denn das ist, man muss es wohl so nennen, das Konzept von „Do it yourself – S.O.S.“: Die Ehefrau hat irgendetwas Schönes gesehen, besagten Gartenweg zum Beispiel oder eine Kratzputzfassade (O-Ton: „Ich will das“). Und der Gatte muss sich nun an die Arbeit machen. Weil der Mann aber nicht einmal halb so viel Talent hat wie seine Frau Durchsetzungsvermögen, erinnert das Ergebnis kaum an die schönen Fotoaufnahmen aus dem Kundenmagazin der Bausparkasse. Was wiederum, sie ahnen es, die professionelle Heimwerker-Kolonne von Pro 7 auf den Plan ruft. Danach ist dann alles wieder gut.
Von wegen. Gar nichts ist gut. Nicht der alberne figurbetonte Blaumann von Sonya Kraus. Nicht die subtilen Späße der emsigen Helfer, die meistens mit fließendem Wasser zu tun haben. Und schon gar nicht das stereotype Spiel mit den Geschlechterverhältnissen. Wer derweil auf das Heimwerken im TV so gar nicht verzichten kann, dem sei der „Bastlwastl“ vom Bayerischen Rundfunk ans Herz gelegt. Der hält zumindest nicht dauernd sein Dekolleté in die Kamera. CLEMENS NIEDENTHAL