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Archiv-Artikel

vorlauf Ein Elektro-007 für ganz Arme

„Millennium Mann “ (20.15 Uhr, RTL)

Zurzeit jagt ein Serienstart den nächsten: Auf RTL geht ab heute Nikolas Beyer (Markus Knüfken), der laut Vorspann „beste Cop Europas“, auf Streife. Sein Auftraggeber ist die fiktive Europaen Task Force (ETF), die in einem Labor tief unter der Erde haust und so geheim ist, dass sie nur aus drei Mitarbeitern besteht. Das allein wäre skurril, aber noch nichts Besonderes. Doch Beyer ist kein gewöhnlicher Mensch, sondern der „Millennium-Mann“, eine Art Robocop des neuen Jahrtausends. Nach einem schweren Unfall sind ihm bionische High-Tech-Körperteile implantiert worden, die ihm nun Superkräfte verleihen.

Neu ist die Idee nicht. Im Gegenteil, schon in den 80er-Jahren turnten Lee Majors als „Sechs Millionen Dollar Mann“ und sein weibliches Pendant, die „Sieben Millionen Dollar Frau“, über deutsche Bildschirme. Dennoch hätte man Einiges erwarten dürfen, denn RTL hat sich zwischen der Ausstrahlung des Pilotfilms im Oktober 2001 und dem Serienstart immerhin zwei Jahre Zeit gelassen. Und bringt parallel das Videospiel zur Serie auf den Markt.

Rausgekommen ist dabei allerdings bestenfalls eine Art James Bond für Arme: In der ersten Folge geht es um den wahnsinnigen Wissenschaftler Lehmann, der ein tödliches Virus in Umlauf bringen will. Die ETF soll das verhindern, aber es funken skrupellose Söldner und ahnungslose Kleinkriminelle dazwischen. Bis zum Showdown in den Kanälen der Hamburger Speicherstadt vergehen 45 zähe Minuten, die auch durch den permanenten Einsatz von Synthesizer-Klängen im Stile der 80er-Jahre nicht wirklich gewinnen. Zu simpel gestrickt sind Story und Charaktere. Gelegentlich zaubert der Millennium-Mann mal eine Rauchbombe oder einen Enterhaken aus dem technisch optimierten Ärmel oder durchleuchtet mit Röntgenblick ein verlassenes Labor. Aber Dramatik will trotz des Beinahe-Ablebens seiner Kollegin Stern nicht so recht aufkommen. Selbst die Schauspieler scheinen sich zu langweilen, so unmotiviert agieren sie. RTL wird wissen, warum es statt einer ganzen Staffel zunächst nur vier Episoden hat produzieren lassen. MEIKE RÖHRIG