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vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

In einem Kaffeehaus treffen sich Zocker und Abzocker, Intriganten und Liebende. Die einen betrügen, die anderen werden betrogen. Doch weil der venezianische Komödienschreiber Carlo Goldoni ein Moralist war, gewinnen in „Das Kaffeehaus“ am Ende die Guten. Auch Rainer Werner Fassbinder war Moralist. Doch als er Goldonis Stück gut zweihundert Jahre später neu fürs Theater bearbeitet hat, hatte sich die Welt verändert. So siegen jetzt die Bösen. Fassbinders Version von „Das Kaffehaus“ zeigt Eva Rößler (seit Sonnntag) im Foyer des Berliner Ensembles. Ebenfalls im BE hat in den Ferien Leander Haußmann seinen Sommernachtstraum aufpoliert, der zwar wunderbar poetisch-ironisch, im Ganzen aber noch etwas ungelenk war. Die „new edition“ gibt es ab Mittwoch auf der großen Bühne zu sehen. Die Ramayana, das berühmte indische Epos, gehört zu den archetypischen Stoffen der Weltliteratur. Im Rahmen der Artsaustralia 02 ist im Hebbel Theater jetzt eine australisch-indonesische Fassung des Stoffes zu sehen, die aus der zweitausend Jahre alten Fabel um den Königssohn Rama und seine Frau Sita ein bildmächtiges und witziges Antiglobalisierungsstück macht (ab Donnerstag). Vielleicht weil es in Lessings „Emilia Galotti“ auch um die Fluten der Gefühle geht, in der Existenzen zu Grunde gerichtet werden, spielt das Deutsche Theater Michael Thalheimers preisgekrönte Inszenierung am Sonntag um 16.30 Uhr als Benefizveranstaltung. Der Erlös wird den Flutopfern gespendet. Jenen, die vor gar nichts zurückschrecken, sei Peter Wodarz’ Restaurant-Theater „Pomp, Duck und Circumstance“ empfohlen, das ebenfalls den Ess- und Spielbetrieb wieder aufgenommen hat. Motto: scheißteuer, aber saugut.

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