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Archiv-Artikel

vorgehört Ein Wochenende der Unabhängigkeit

Das Prinzip von „Wir sind Fucking Independent“ ist denkbar einfach: Man nehme jede Menge lokaler Nachwuchshoffnungen, werfe ein paar überregionale Acts dazu, verteile beide auf zwei direkt gegenüberliegende kleine, abgerockte Schuppen – und lasse den Mob toben.

Eigentlich war das Festival als Trotzreaktion auf die kommerzielle Gigantomanie der Kölner Popkomm gedacht. Die Messe hat sich aus der Stadt verkrümelt, doch „Fucking Independent“ geht an diesem Wochenende trotzdem in die zweite Runde. Das ist gut für den musikalischen Untergrund jenseits der Minimalelektronik, der in Köln zuletzt ein eher kümmerliches Dasein fristete. Eine ansatzweise coole Pop- und Rockszene wie in Hamburg oder Berlin konnte sich im Schatten des Doms aufgrund der beinahe krankhaften Fixierung auf Mega-Events kaum entwickeln. Doch seit einiger Zeit schöpft die Stadt popmusikalisch wieder aus eigenen Quellen. Bands wie „Angelika Express“ sorgen auch überregional für Aufsehen, beweisen, dass in Köln nicht nur zu Karneval die Instrumente ausgepackt werden.

Beim diesjährigen „Fucking Independent“-Programm ist bei insgesamt 20 Acts der Freitag den Kölnern „Alleinunterhaltern“ gewidmet. Von Jona wird man dieses Jahr noch Einiges hören. Vernuschelte Sensibelchen-Attitüde trifft hier auf E-Gitarre und Elektronik. Sedelmeir ist ein Poser wie er im Buche steht. Der Drumcomputer bolzt, die Gitarre schrubbt, und der Meister singt davon, dass er ein schmutziges Leben führen will. Harald Sack Ziegler ist eine Legende in Sachen Kinderzimmerelektronik, ein echter Performer, der beweist, dass man sich als Soundtüftler nicht zwangsläufig hinter seinem Laptop verstecken muss. „Gloria“ halten in Köln schon seit längerem die Britpop-Flagge hoch: Androgynes Styling und jede Menge Pathos beamen uns „back to 95“.

Am Samstag stehen dann vor allem Rockbands auf der Bühne. „Beige GT“ aus Bayern etwa macht mitreißenden Beat-Pop, „Monta“ ist die Zweitband von „Miles Mastermind“ Tobias Kuhn, und mit „Eilt“ und „La More“ konnten zwei Geheimtipps aus Spanien und Frankreich gewonnen werden. Oliver Minck

„Fucking Independent“: Köln, 5. und 6. März, jeweils ab 18 Uhr, Blue Shell, Luxemburgerstr. 32 und Stereo Wonderland, Trierer Str. 65