vogelgrippe : Kein Grund zur großen Flatter
Wenn man vom Grad der öffentlichen Erregung darauf schließen kann, wie gut eine Stadt auf eine mögliche Gefahr vorbereitet ist, dann ist Berlin auf die Vogelgrippe gut vorbereitet. Mögen sich einige Berliner zweifelhafte Medikamente besorgt haben, mag das Thema auch hin und wieder Gesprächsstoff sein – von Hysterie oder gar Panik ist vernünftigerweise wenig zu spüren.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Angesichts der monatelangen Aufregung, die vor ein paar Jahren die BSE-Krise verursachte, überrascht der überwiegend pragmatische Umgang mit der Grippe schon ein wenig, und zwar positiv. Immerhin sind bislang mehr Menschen an der Vogelgrippe als an BSE gestorben. Vielleicht haben die Menschen ja aus diesen Krisen gelernt.
Besonnen reagieren nicht nur die Verwaltungen, sondern auch die betroffenen Tierhalter. Statt ideologische Konflikte auszufechten – Freiland- vs. Massentierhaltung –, tun alle, was gefordert wird. Auch wenn sie bestimmte Maßnahmen für übertrieben halten oder nur als Signal an die Verbraucher verstehen.
Zurzeit weiß niemand, ob Zugvögel den Grippeerreger übertragen oder nicht. Das Geflügel im Stall davor zu schützen ist sicherlich angemessen – auch wenn die Gefahr der Übertragung durch illegale Tiertransporte größer ist.
Die Vogelgrippe ist im Moment noch eine Tierseuche, die die meisten Menschen, auch als Konsumenten, kaum betrifft. Je mehr Tiere – und möglicherweise Tierzüchter – aber betroffen sind, desto größer wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass Mutationen des Virus auch von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Das wäre zweifellos der schlimmste Fall. Vermutlich tritt er nicht ein, aber ihm jetzt mit kühlem Kopf vorzubeugen ist richtig.