viterra saniert sich : Privatisierungsbeute
Wenn ein Unternehmen Besitztümer verkauft, ist das eigentlich Privatsache. Im Falle der Abstoßungen von Wohneinheiten im Ruhrgebiet durch Viterra verhält sich die Sache anders: Erstens werden die von der Tochter des EON-Konzerns verkauften Unternehmenswerte ja derzeit von Menschen bewohnt, die sich begründete Sorgen machen, dass sie nun mittelfristig aus ihren noch preisgünstigen Wohnungen verdrängt werden. Wie sollte sich ein Ankauf der Mietwohnungen für große Immobilienbesitzer sonst rechnen?
KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN
Und zweitens jongliert da ein ganz besonderes Unternehmen mit seinen Unternehmenswerten. Denn die Viterra AG steht in direkter Nachfolge des VEBA-Konzerns, der 1929 gegründeten Vereinigten Elektrizitäts und Bergwerks AG. Erst 36 Jahre später wurde der staatliche Energieriese teilprivatisiert. Die Wohnungsbestände, die die Viterra jetzt im Ruhrgebiet auf dem freien Markt verscherbelt, sind dem ehemals staatlichen Unternehmen also einstmals öffentlich finanziert worden. Letztlich schönt der EON-Konzern, größter Arbeitgeber im Bundesland, seine Wirtschaftsdaten auf Kosten des Staates.
Wohl auch deshalb will der Landtag einen „Verhaltenskodex für sozialverträgliches Verkaufen“ beschließen – im Falle Viterra sollte der EON-Konzern aber auch daran erinnert werden, dass Eigentum verpflichtet, vor allem dann, wenn es sich um Privatisierungsbeute handelt.