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Archiv-Artikel

verstorben: Otto Steidle Traktor statt Jet

Den Nimbus des Stararchitekten hat er nicht sonderlich geschätzt. Doch genoss der Münchner Architekt, Stadtplaner und Professor Otto Steidle in den letzten Jahren auch international hohes Ansehen. Mit größeren Siedlungen in Italien und China tauchte er zuletzt gar in die Riege der Global Player der Zunft auf. Mehr als den Jet aber mochte er den Traktor auf seinem Hof in Niederbayern.

In Norddeutschland ist er vor allem mit dem Hamburger Gruner + Jahr-Gebäude hervorgetreten, das 1983 bis 1990 in Zusammenarbeit Uwe Kiessler entstand. Mit seinen vier zu Norderelbe gerichteten Kopfbauten prägt der komplex strukturierte Baukörper die Silhouette am Baumwall.

In den letzten Jahren experimentierte Steidle zunehmend mit Farben. Dem etwas tristen norddeutschen Backstein-Stil versuchte er mit Mustern aus glasierten Steinen wie beim Michaelis-Quartier in Hamburg oder dem Neubau des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven eine frische Note zu geben (taz vom 21.2.).

Die Eröffnung des AWI im Mai wird nun ohne den Architekten stattfinden. Der Sechzigjährige ist am Wochenende überraschend auf seinem Hof verstorben. Der Bremer Architekt Andreas Schneider, der bei Steidle studiert hat und in Bremerhaven die Bauleitung macht, würdigte den Verstorbenen als einen Menschen, der Architektur immer als Teil seiner Umgebung begriff. Auch habe er es verstanden zu vermitteln, „an welchem Ort man sich befindet“.

Eberhard Syring