piwik no script img

verkumpeltMit Apple auf Augenhöhe

Schon neulich hatte ich mich geärgert. Der Naturschutzbund wirbt Mitglieder vor dem Supermarkt. „Du“, stellt sich ein junger Mann in den Weg. „Hast du ein grünes Herz?“. „Ich hab zu tun“, grummele ich. „Und ich werde nicht gern geduzt.“

Bisschen granteln darf ich, denke ich. Bin über 50. Aber kleine Strafen schickt der Herrgott sofort. Zu Hause streikt der Laptop, der Bildschirm bleibt schwarz. Ist neulich Selter reingetropft, erinnere ich. Auf zum Apple Store. Die putzen ihn liebevoll, nehmen meine Daten auf, versprechen, mal reinzugucken. Ich gehe. Paar Tage später Apple am Telefon. Reparatur kostet fast so viel wie ein neues Gerät, lohnt nicht. Also hin, das Ex-Gerät abholen.

Ganz früh, ich bin eine der ersten. Ein junger Mann, graue Mütze und grünes T-Shirt, tippt auf einem iPad und weist die Kunden zu. „Entschuldigen Sie, ich wollte meinen Laptop abholen.“ „Da musst du zu dem Kollegen dort gehen.“ Der Kollege hat aber zu tun und weist mich an eine dritte Kollegin. Auch die duzt. Das ist mir nicht angenehm, schon die Sache mit dem Wasser im Laptop ist mir peinlich. „Warum duzen Sie mich?“, frage ich, während sie den Laptop einpackt. Das sei Firmenphilosopie. Ist ja ein amerikanischer Konzern. Und soll „Augenhöhe“ symbolisieren. Aber wenn ich möchte, siezt sie mich.

Der Firmensprecher weiß später am Telefon nichts von so einer Philosophie. Es werde nicht überall geduzt, eher situationsabhängig. „Vielleicht haben Sie so einen jungen Eindruck gemacht?“ Haapuhh. Nun bin ich also Schuld. Bei Ikea ist man da weiter. Nur im Marketing wird geduzt, im Laden gesiezt. „Kunden sind eher irritiert, wenn man sie unverblümt mit du ansprichst“, sagt eine Sprecherin. Die Schweden verstehen mich. Kaija Kutter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen