verkehrspolitik : Berlin dreht sich
Es gibt Tage, an denen macht es richtig Spaß, sich durch die Stadt zu bewegen. Die Sonne scheint, man kann mit dem Fahrrad losbrausen – und den unübersehbaren Wandel der Stadt genießen. Man muss längst keine Statistiken mehr bemühen, um festzustellen, dass Berlin auf dem besten Weg zur Radlermetropole ist. Dass selbst die S-Bahn nun Fahrradabteile schafft, die ihren Namen auch verdienen, ist nur ein weiteres Indiz für einen hoffentlich unumkehrbaren Prozess.
KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH
Denn es geht hierbei keineswegs nur um das Vergnügen von Fahrradenthusiasten. Es geht vielmehr um eine radikale, eine ökologische Wende in der Stadt, die sich wie kaum eine andere für eine Verkehrspolitik eignet, die nicht dem Auto Vorrang gibt. Wie weit dieser Sinneswandel schon bei Politik und Bevölkerung vorangeschritten hat, zeigt auch die gelassene Diskussion über eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung in Pankow.
Eigentlich ist es ein Unding, dass sich in Berlin noch keine Massenbewegung gegen die Abwrackprämie gebildet hat. Schließlich verfestigt dieses angebliche Konjunkturprogramm nicht nur die rückwärtsgewandte Verkehrssituation im Rest der Republik. Es geht auch am größten Teil der Berliner vorbei. Schließlich sind Autobesitzer hier in der Minderheit.
Dass Berlin trotz der neuen S-Bahn-Abteile noch lange nicht Weltspitze im Verkehrsumbau ist, zeigt ein Blick ausgerechnet in die autoverliebten USA. In Manhattan etwa werden gerade konsequent Fahrradstreifen auf die Straßen gezeichnet, der Autoverkehr wird dafür bis zu einem Drittel zurückgedrängt. Erst wenn auch in Berlin nicht mehr wie jetzt in der S-Bahn nur Fußgänger, sondern auch Autofahrer für Radler Platz machen müssen, wird Berlin tatsächlich zur Fahrradmetropole.
berichte SEITE 29 und 30