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Archiv-Artikel

vahid hashemian, höflicher torjäger Der Hubschrauber fliegt wieder

Peter Neururer liebt Reporter, die ihn fragen: „Peter, wie hast du das nur wieder gemacht?“ Neururer ist Medienprofi, einer der stets das letzte Licht im Stadion findet und sich drunter stellt. Neururer und sein „Zögling“ Vahid Hashemian könnten unterschiedlicher kaum sein, denn selbst wenn der Lichtkegel für zwei Personen ausreichte, würde Hashemian im dunklen Spielertunnel stehen bleiben und anderen den Vortritt lassen.

Vahid Hashemian ist „vom Charakter her ein Typ, der sich selbst dann bedankt, wenn du ihm nur einen guten Morgen wünschst“, sagte Peter Neururer einmal über den Iraner. Er sei der höflichste Spieler, dem er je begegnet ist. Hashemian kam 1999 als vermeintliches „Kopfballungeheuer“ aus Teheran zum HSV und bekam deshalb alsbald den Spitznamen „Hubschrauber“ zugedacht.

Doch die Propeller versagten. Hashemian wechselte zum VfL Bochum. Und hier ging sein Stern auf: In drei Saisons schoss er seine ersten 34 Bundesligatore, alle unter Trainer Neururer. Es folgte ein Jahr beim FC Bayern und die Erkenntnis, „dass es nicht immer gut ist, wenn man zu höflich ist im Fußball“. Bei den Bayern habe man „ohne Ellbogen“ keine Chance, resümierte auch Peter Neururer. Und die oberen Herrschaften sehen es nicht gern, wenn jemand sich weigert, als laufende Litfaßsäule herumzulaufen – schon gar nicht, wenn es um Weißbier geht. Hashemians Begründung lautete damals, er trinke kein Weißbier, „wieso soll ich dafür Werbung machen?“

Glücklich wurde er erst wieder unter Peter Neuruerer, den er in Hannover wieder traf. Er schoss wieder Tore und trifft auch heute noch unter seinem neuen Trainer Hecking, sogar als „Hubschrauber“: Im Samstagsspiel gegen Mainz köpfte Hashemian in der 76. Minute den 1:0-Siegtreffer, sein erstes Kopfballtor seit zwei Jahren. Hashemian riss sich nicht das Trikot vom Leib. Er hob kurz beide Arme – weil man das so macht, wenn man Tore schießt, mag er gedacht haben. Verlegen blickte er zu den Mitspielern, die auf ihn zustürmten. Ein so genanntes „Sechs-Punkte-Spiel“ – gewonnen vom höflichen Torjäger. ANDREAS BOCK

Fotohinweis: VAHID HASHEMIAN, 30, ist 31-maliger iranischer Nationalspieler. Seit 2005 spielt er für Hannover 96. FOTO: DPA