urdrüs wahre kolumne : „Fuck you!“, interkulturell
Echte Traumjobs werden zurzeit bekanntlich über norddeutsche Tageszeitungen von der US Army inseriert: „Statisten gesucht für das interkulturelle Training“. Dabei muss / darf man mit Steinen auf GIs schmeißen, ihnen den Stinkefinger zeigen, „Fuck you!“ rufen oder an die Panzer pissen, damit so richtig Volksfest-Stimmung aufkommt, ohne dass die Uniformierten sich über Gebühr erregen dürfen. Dafür gibt’s in drei Wochen knapp 2.000 Euro bei Anwesenheitskost und Rahmenprogramm. So lob ich mir das Militär als Arbeitgeber.
Ob auch jene Jungs dort schon mal den Volkszorn mimten, die jetzt im Bremer Pfeffersack-Club Schütting einfielen und mit Schuhen nach dem „Ehrengast“, General a. D. Naumann, warfen? Der nächste Einsatz dieser freiwilligen Fronttheater-Reserve könnte am kommenden Donnerstag erfolgen, wenn gegen 10 Uhr im Rathaus gegenüber die Bundeswehr zum Neujahrsempfang gebeten wird. Ein Tipp: Blutiges Gedärm gibt’s auf Bestellung für ein paar Cent beim Schlachter deines Vertrauens!
Trucker-Barde Gunter Gabriel aus dem Hafenbezirk 37 weilt nach glücklicher Genesung wieder auf seinem Hausboot. Da wollen wir auch nicht pingelig sein und weisen darauf hin, dass dieser verdiente Künstler des Volkes am morgigen Sonntag ab 10 Uhr beim Firmenjubiläum des Autohauses Krüll in Hamburg-Altona aus Sicht des einfachen Mannes singen wird: „Hey Boss, ich brauch mehr Geld!“ Getränk und Grillgut gibt’s bei solchen Anlässen ohnehin immer zum Supergünstig-Preis – und ganz ohne Führerscheinkontrolle. Das sind Konjunkturprogramme!
Der hannöversche Finanzoptimierer Carsten Maschmeyer, der im Verbund mit dem Kieler HSH-Nordbank-Granden Nonnenmacher und Bild-Chefredakteur Dieckmann die Idealbesetzung für einen derben Filmschwank über einen Skatclub auf Thailand-Tour bilden könnte, äußerte dieser Tage im Handelsblatt zur Commerzbank-Krise: „Es ist ein Atomschlag gegen das Vertrauen der Deutschen, wenn eine Bank verstaatlicht wird.“ Und bietet den dort arbeitslos werdenden 9.000 Bankern gleich einen Platz in seinen Drückerkolonnen an. „Äußerste Vorsicht!“, lautet auch hier der unerbetene Rat des Wirtschaftsweisen Urdrü – der zudem Kurse in marxistischer Ökonomie empfiehlt.
Im Atommüllager Asse, gegen dessen Einrichtung ich als junger Mensch mit den Prometheus-Genossen der Wohngemeinschaft „Wildes Huhn“ in Salzgitter demonstrierte, steht eine Kammer mit 6.000 Fässern radioaktiver Abfälle kurz vor dem Einsturz. Bei aller vom Leben anerzogenen Rechthaberei: Das haben wir wirklich nicht gewollt!
Dass sich dem erlebnisorientierten Citoyen wirklich jeder Scheiß als Delikatesse andienen lässt, belegt der Fall der Kaffeesorte „Kopi Luwak“, die jetzt von einem Schicki- und auch Micki-Laden in Hamburg-St. Georg vertickt wird – zum Kilopreis von 400 Euro. Handelt es sich dabei doch um Kaffeebohnen, die von einer indonesischen Schleichkatzenart direkt vom Strauch verzehrt werden, wobei die Bohnen dann nach der Verdauung in den Kackhaufen zu finden sind. „Friss Ananas, Bürger, und Haselhuhn / Musst bald Deinen letzten Seufzer tun!“ Prophezeit in uneigennütziger Wahrheitsliebe ULRICH „Majakowski“ REINEKING
ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, gönnt Indonesiens Schleichkatzen jeden erdenklichen Genuss.