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Archiv-Artikel

urdrüs wahre kolumne Fiesemieser Kinderknigge

Wer immer noch glaubt, dass man lechts und rinks nicht velwechsern kann und der Trecker fahrende Tierfreund Dietmar „Günter“ Wischmeyer so etwas wie ein politischer Kabarettist ist, darf nun endlich das Klingeln des Weckers hören – lud dieser Niedersachsenhanno aus dem Stand der wertneutralen Humor-Facharbeiter doch gerade zum gemeinsamen Promotions-Termin mit Ministerpräsident Wulff ein und hätte vermutlich nicht einmal genügend Resistenz, dem Lockruf eines Postens als Kabinetts-Maskottchen zu widerstehen: Keine Hofnarren-Komik ohne Tragik!

Ausgesprochen liebenswürdig und nachahmenswert die Reaktion eines bremischen Zeitschriftenverkäufers angesichts der Frage eines nicht aus der Erlebnisgeneration stammenden Kunden nach einem Druckerzeugnis aus dem Verlag des Nazi-Moguls Frey: „Ham’ wir nicht. Und Kinderpornos und Anleitungen zum Bombenbau auch nicht!“

Der Hamburger Verbrecherszene bescheinigt Innensenator Udo Nagel für das vergangene Jahr ein absolutes Tief mit der niedrigsten Deliktrate seit 23 Jahren. Ob das nicht auch ein bisschen daran liegt, dass man sich mit der Osmani-Gang ein quasi hausinternes Syndikat leistet und Diebstähle von Stimmzetteln unter „alternative Entscheidungsformen“ fallen?

In der Hamburger Nobelherberge „Vier Jahreszeiten“ werden erheblich Minderjährige von sechs oder sieben Jahren von ihren prestigezerfressenen Eltern gezwungen, beim Seminar „Kinderknigge“ in goldknopfbesetzten Blazern mit Krawatte oder im kleinen Prada-Kostümchen große Gesellschaft zu spielen und mit gespreiztem Löffel in der Suppe zu rühren, Konversation zu pflegen und gegenüber Reportern zu bekennen, „am liebsten Austern zu mögen“. Wo bleibt das Jugendamt, das angesichts solcher Dressuren eingreift – und warum stürmen die Rote Zora, Pippi Langstrumpf oder zumindest die Familie Flodder dieses Lehrinstitut für künftige Kotzbrocken nicht mit gezielten Interventionen?

Geschichtsbewusste Zeitgenossen können sich den Termin für die Rostocker Großdemonstration gegen den G-8-Gipfel sicher gut merken: Er ist jetzt auf den 2. Juni festgelegt worden. Mein astrologisches Wissen verrät mir: Ein sehr gut gewähltes Datum!

Selbst der Bürgermeisterkandidat und für die verschwundenen Akten im Fall Kurnaz politisch verantwortliche Bremer Polizeisenator Thomas Röwekamp belegt jetzt mit der Forderung nach Schluss der Makakenversuche, nicht völlig frei von Empathie zu sein. Jetzt muss er nur noch dem Affenfolter-Mabuse Andy Kreiterer aktiv in die Arme fallen und schon könnte ich mir vorstellen, von den Göttern eine mildere Strafe für seine sonstigen Eskapaden zu erflehen.

Welche Freude, anno 2007 noch auf dem taz-Titel „Das Schweinesystem schlägt zurück“ zu lesen – und das auch noch, wo es um den fortgesetzten Haftterror gegen Christian Klar geht, weil dieser in drei, vier Sätzen ganz ohne Waffeneinsatz die schlichte Notwendigkeit der Abschaffung des Kapitalismus gefordert hat.

Was müssen die im Jahr der Schweine trotz alledem für Angst haben – denkt sich im jähen Hochgefühl des Augenblicks ULRICH „Thälmann“ REINEKING