urdrüs wahre kolumne: Rechnen nach Adam Riese

ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, streitet an dieser Stelle allwöchentlich für alles, das seine Unterstützung verdient.

Exaktemang heute vor 40 Jahren ließ die bundesdeutsche Burschwasie ihre Bullizei von der Leine,um den Besuch des befreundeten Staatsoberhaupts von Persien vor Störungen zu schützen, und schon machte der später als Dödelschwenker in Unehre gefallene Berliner Polizeimeister Kurras piffpaff und tot war Benno Ohnesorg. In Meck-Pomm aber gilt es in den nächsten Tagen, die Friedhofsruhe gleich für acht Staatsführer samt Anhang zu wahren. Wie viele Tote sind daher nach Rechenmeister Adam Riese zu erwarten? Passt gut auf Euch auf! Man bedenke bitte auch, dass das Grandhotel Kempinski in Heiligendamm für seine Präsidentenabsteige schon länger mit dem Slogan wirbt: „Es gibt Plätze auf dieser Welt, die sind nicht von dieser Welt.“

Die führenden Ladenschwängel von Hannover haben mittlerweile erkannt, dass das liberale Kriegsgeschrei nach immer längeren Öffnungszeiten nichts anderes war und ist als der gewöhnliche Sadismus des gelangweilten Citoyens gegenüber Verkäuferinnen und Hubwagenfahrern. Zum Glück ist bei Koofmichs solche Bosheit nicht die entscheidende Antriebskraft: Wo ab 20 Uhr nichts mehr eingenommen wird, da lässt man das Modernisierungsprojekt einfach sterben: An der Leine jedenfalls bleiben die Innenstadtgeschäfte wieder zu – und wenn Du und Sie in Bremen, Hamburg oder Neumünster den Unfug ebenfalls meiden, wird er auch dort abgeblasen.

Im Jahre 2013 soll in Hamburg die Internationale Gartenschau auch dann für Tourismusströme sorgen, wenn gerade keine Mjusicäls Premiere haben, Kreuzfahrtpötte vor Anker liegen oder Doping-Fälle über die Marathonstrecke keuchen. Ausgerechnet dafür sollen jetzt mehr als tausend ehrbare Wilhelmsburger um ihre Parzellen gebracht werden, wo das Glück des kleinen Mannes zwischen Maulwurfshügel, Grill und Schaukel erblüht und die nettesten Kinder dieser Welt gezeugt und süße Kaninchen gezüchtet werden! Weiß man denn unter den Senators nicht, dass die Gartenzwerge mit Klappspaten und Brennesseljauche ein ausgesprochen wehrhaftes Völkchen sind? Drum kratzt die Parole in jede Wand: Kein Quadratmeter Scholle in Planerhand!

Dass der kleine freche Moppel Jo Müller einst Bremen und damit auch die Wesergrünen verließ, um den Hamburger Medienmarkt aufzumischen, ist wohl längst ebenso vergessen wie das Blatt, mit dem er zum Midget-Augstein werden wollte. Dass er es jetzt aber mit seiner sympathischen Nickeligkeit im Drang zum Kalifenjob in Altona schafft, die GAL mal wieder richtig vorzuführen, belegt einmal mehr seinen hohen Unterhaltungswert. Müller, einfach süß! Und wenn es in Altona nicht klappt: Werd’ doch Präsident beim HSV …

Apropos: Der FC St. Pauli auf-, der HSV nicht abgestiegen, der SV Werder Bremen längst als Deutscher Fußballmeister 2008 ausgemacht. Da muss es doch auch zweite Chancen geben für Holstein Kiel, Vfl Oldenburg, SV Meppen und Osnabrück! Es kommt Bewegung in die Sache – prophezeit am 2. Juni allen Freundinnen des Rasensports in militanter Zuversicht ULRICH „Uwe Uwe“ REINEKING