unverbremt : Pleiten, Pech, Plakate
Die „Glocke“, Bremens traditionsreiches Konzerthaus, hat es mit seiner Lage am Straßenbahnknotenpunkt Domsheide nicht leicht. Die ratternden Bahnen lassen insbesondere den Kammermusiksaal regelmäßig erbeben, andererseits birgt die enge Nachbarschaft zum ÖPNV Lernchancen – schließlich brilliert Bremens Nahverkehrswesen durch ein minutiöses, LED-gestütztes Zuganzeigesystem.
Was eine Straßenbahnhaltestelle kann, können wir auch, mögen sich die Konzerthaus-Manager gedacht haben. Insbesondere Intendant Dr. Thomas Weinsberg, der ansonsten in Bremen eher wenig Spuren hinterlassen hat, dachte sich das und beauftragte 2005 einen ortsbekannten Architekten mit der Errichtung einer „Lichtstele“: Schon vor dem Haus sollte das Publikum mit elektronisch gesteuerten Programmhinweisen angelockt werden – mondän, aktuell, eyecatchend.
So nahm das Unglück seinen Lauf. Kurz vor der prestigeträchtigen Eröffnung des sommerlichen „Musikfestes“ näherte es sich in Gestalt eines Getränkelasters der Firma Dökel. Der Glasmantel der drei Meter hohen Stele hatte keine Chance. Als nächstes war das Display dran. Das ganze System erhitzte sich im Sommer derart, dass Kondenswasser die Elektronik lahmlegte.
Seit zwei Jahren befindet sich die „Glocke“ deswegen im Rechtsstreit mit dem Hersteller, die Stele dient derweil als besserer Plakatständer. Das alles muss für Theaterintendant Hans-Joachim Frey jedoch kein Grund sein, von seiner geplanten LED-Tafel am Goetheplatz abzurücken: Das Haus hat eine Nordfassade. hb