unverbremt : Goldene Seiten
Seit einem Jahr schon hat die Bremer Oper goldene Programmhefte, was erstaunlich ist: Gold gilt weniger als Farbe des hanseatischen Understatements, denn als jene des arrivierten Zuhälters. Als Druckfarbe hat Gold durchaus Nachteile: Es trocknet langsamer als Druckerschwärze, so dass Opernpremieren seit Saisonbeginn zu schmierigen Fingern führen. Und man hätte gedacht, goldene Programmhefte – das ist einfach nicht zu steigern.
Ist es aber doch: Die letzte Premiere der Spielzeit brachte das letzte Opernprogrammheft der Spielzeit. Und auf Seite 17, wie Bremer Theater-Intendanten zu sagen pflegen, eine echt avantgardistische Innovation: Der Text über die Komponistin Chaya Czernowin ist auf Goldpapier gedruckt – und zwar in Goldbuchstaben!
Gold auf Gold, das ist der endgültige Triumph des Designs über den Inhalt: Hier ist alles Glanz, wo sonst Text. Denn lesen lässt sich das kaum, selbst wenn der Schriftgoldton um Nuancen dunkler ist, als der Goldpapierton: Wer sich also ganz dolle bemüht, kann etwas entziffern.
Das lohnt sich aber nicht. Der Text ist nämlich gemeinfrei, ungekürzt und kostenlos auch auf der Internet-Seite des Musikverlags Schott zu bekommen. Wie Sie die finden? Genau wie die Dramaturgie: Google, Suchwort „Chaya Czernowin“, Treffer Nummer eins. Allerdings: nur Schwarz auf Weiß. Und ganz ohne schmierige Finger. bes