unverbremt: Eiken Bruhn über Mongols in der Bürgerschaft : Willkommen, liebe Rocker
Normalerweise sagen Gruppen, die eine Sitzung der Bremischen Bürgerschaft besuchen wollen, vorher Bescheid. Das hat den Vorteil, dass sie vom Sitzungsleiter persönlich begrüßt werden und die Abgeordneten freundlich auf ihre Tische klopfen. Doch die elf Männer, die gestern pünktlich um 14 Uhr auf der Besuchertribüne im Parlamentsgebäude Platz nahmen, kamen unangemeldet. Ungesagt blieb daher der Satz des Bürgerschaftspräsidenten Christian Weber: „Wir begrüßen Mitglieder der verbotenen Rockergang ‚Mongols‘ Bremen!“
Bei diesem Willkommensgruß wären Polizei und Sicherheitsdienste vielleicht schneller nervös worden und hätten Innensenator Ulrich Mäurer nahe gelegt, seinen Platz unten im Rund zu räumen. Schließlich taugt die Kontrolle am Besuchereingang nicht dazu, versteckt getragene Waffen zu finden. So blieb Mäurer sitzen, guckte hin und wieder irritiert nach oben, während der Linken-Abgeordnete Cindi Tuncel zaghaft einen Gruß von der Tribüne erwiderte.
Was sie in der Bürgerschaft wollten, sagten die kräftigen Männer nicht, jedenfalls nicht der taz. Einer legte die Finger auf die Lippen und deutete auf das Präsidium, das gerade die 24. Sitzung der Stadtbürgerschaft eröffnete. Punkt 1: Eltenbeitragsfreiheit für pädagogische Spielkreise. Die elf hörten schweigend zu, blieben sitzen, als Mäurer ging. Erst nach 40 Minuten verschwanden sie in die City.
An der Pforte der Bürgerschaft raunte es, die Hell’s Angels, die am Freitag einen Mongol lebensgefährlich verletzt hatten, seien auch dort. Die Polizeipressestelle wusste davon nichts und meinte, die Mongols hätten etwas abgeben wollen. Wahrscheinlich ein Schreiben, das gestern per Fax in der Redaktion eintraf. Darin beschweren sich die Unterzeichner „Freunde der Mongols“, dass die Polizei sie gegenüber den Hell’s Angels benachteilige. „Warum gibt es diesen doppelten Standard?“ fragen sie. Immer würden sie als „die Agressoren“ gelten, nie die anderen. Gestern demonstrierten sie, dass sie sogar in langweiligen Bürgerschaftssitzungen friedlich bleiben.