unterm strich :
Die 40-Jahr-Feier, Teil XVII: 1968 hat offenbar nicht nur sozial, politisch und seit Neuestem in der Berliner Straßennamensgebung Spuren hinterlassen, sondern auch sprachlich. Von einer „Verumgangssprachlichung“ reden einige (wortungetümsschöpfende) Linguisten in universitären Forschungsprojekten zu 1968 – die offizielle Sprache des Landes sei lockerer geworden, etwa bei Politiker-Ansprachen und in Parlamentsdebatten. „Sprachsensibles Verhalten, das ist eine Spätfolge von 1968“, meint etwa Linguist Martin Wengeler von der Universität – pardon, Uni – Düsseldorf. Ob Binnen-I oder Diskussionen um politische Korrektheit bei der Wortwahl – alles 68. Auch die verschiedenen Sprachstile der damaligen Aktivisten sind in der Zwischenzeit selbst Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen geworden: der Züricher Linguist Joachim Scharloth klassifiziert das ganze Revoluzzer-Spektrum nach Sprachstilen, von einem bohrend-fragenden „skeptischen Verweigerungsstil“ („Was meinst du mit Demokratie?“) bis zum „hedonistischen Selbstverwirklichungsstil“ („Was macht das mit dir?“). Übrigens gehört zu den skeptischen Verweigerern laut Untersuchung auch Rudi Dutschke, die hedonistischen Selbstverwirklicher sind Kommunen-Bewohner. 1968 bleibt also in aller Munde. Wir werden daran denken, das nächste Mal, wenn wir „Liebe LeserInnen“ schreiben.