piwik no script img

Archiv-Artikel

unterm strich

Es war ein souveräner Auftritt: Als Maurice Pialat 1987 in Cannes die Goldene Palme für seinen Film „Unter der Sonne Satans“ entgegennehmen wollte, reagierte er auf die Unmutsbezeugungen des Publikums, indem er sagte: „Ich bin froh über die Buhrufe und die Pfiffe. Wenn Sie mich nicht mögen, kann ich Ihnen sagen, dass ich Sie auch nicht mag.“ Der Film, in dem neben anderen Gérard Depardieu und Sandrine Bonnaire auftraten, folgte einem Roman von George Bernano. Pialat machte daraus ein radikales Melodram, das – wie auch „Loulou“ (1980) oder „Der Bulle von Paris“ (1985) – auf Chronologie und herkömmliche dramaturgische Ordnung verzichtete. Obwohl seine Filme in deutschen Kinos kaum zu sehen waren, berief sich Fassbinder auf ihn, und auch Thomas Arslan baute in „Der schöne Tag“ eine Reverenz an den Regisseur ein. Der Filmkritiker Karsten Witte schrieb über Pialat: „Seine Figuren borden über jeden sozialen Rand, sind unberechenbar und passioniert für unstillbare Wunden. Sie scheinen realistisch, dem Leben entsprungen, und sind doch kunstvoll umrissene Silhouetten. Die Menschen sind in Konstellationen gefangen, aber die Versuchsanordnung ist so offen angelegt, dass man mitten im Spiel plötzlich eine Ahnung vom Verhängnis hat: Alles ist möglich, und nichts können wir ändern.“ In der Nacht zum Samstag ist Maurice Pialat in Paris gestorben.

Auch aus Miami erreicht uns eine traurige Nachricht: Maurice Gibb ist tot. Der 53 Jahre alte Sänger der Bee Gees sei an den Folgen einer Herzattacke gestorben, teilte am Sonntag seine Familie mit. „Seine Liebe und sein Enthusiasmus und seine Energie bleiben ein Vorbild für uns. Er wird uns allen sehr fehlen“, hieß es in der Erklärung. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Robin und dem älteren Bruder Barry gründete Maurice Gibb die Bee Gees 1958. Ihr charakteristisches Merkmal war der in Falsett gehaltene Chorgesang, etwa bei den Erfolgstiteln „Massachusetts“ (1967), „World“ (1967) oder „Words“ (1968). In den Siebzigerjahren wurden die Brüder mit den Kopfstimmen durch ihren Soundtrack für den Film „Saturday Night Fever“ weltberühmt.