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Archiv-Artikel

unterm strich

Es gab eine Zeit, da ging man davon aus, die Musik dieser Plattenfirma würde über die Zukunft des HipHop entscheiden. Das war ganz zu Beginn, als sie noch jung und frisch war und bereit all die anderen Firmen beiseite zu schieben. Nun ist sie nichts weiter als eine Fußnote in der Geschichte dieses Genres. Rawkus Records, das Label für das Mitte der Neunziger der Begriff Independent HipHop erfunden wurde, wird zum Ende dieses Monats den Betrieb einstellen. Das meldet zumindest der gewöhnlich gut informierte Onlinedienst AllHipHop.com. Fast könnte man ein bisschen hämisch werden, aber es ist ausgerechnet das Joint Venture mit Geffen Records, die wiederum Teil des Majors Universal sind, der Rawkus das Genick bricht. Geffen will den auslaufenden Kooperationsvertrag nicht verlängern. Als sich Rawkus 1996 gründete, traten sie an, um eine Alternative gegen einen als kommerziell empfundenen HipHop-Mainstream zu bieten. Sie verbündeten sich mit der Lyricist Lounge, einer Wanderbühne für den New Yorker HipHop-Nachwuchs und brachten Alben von Mos Def, Talib Kweli und Company Flow heraus. Independent HipHop nannte sich das Ganze, weil in einer ähnlichen Bewegung – ähnlich wie bei der Entstehung des Indierocks in den Achtzigern – die Plattenindustrie ideologisch als Hauptfeind ausgemacht wurde, nicht nur weil sie Künstler nicht adäquat bezahlt, sondern auch weil sie die Musik künstlerisch kompromittieren würde. 1999 ging Rawkus dann eine Kooperation mit Geffen Records ein, in deren Folge sich einige Künstler von dem Label trennten. Wie das so ist bei Plattenfirmen, die antreten die Industrie zu schlagen: Irgendwann werden sie entweder selbst Teil derselben oder gehen unter. Im Falle von Rawkus nun sogar beides.