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Archiv-Artikel

unterm strich

Kein Kunkel, kein Walser, kein Garnichts und auch kein Fatih Akin (der wird vorn auf Seite 3 entsprechend gewürdigt), da kann dem Nachrichtenmelder schon mal angst und bange werden. Also schaut er mal in die Abteilung Literaturpessimismus und Popdepression: So hat Nobelpreisträger V. S. Naipaul am Samstag unter Bezug auf den Harry-Potter-Erfolg bei der Eröffnung der 16. Weltbuchmesse von Neu Delhi gesagt, dass die Literatur kurz vor dem Aussterben stehe: „Literatur wird zu Gunsten von Zauberern und anderen Geschöpfen dieser Art abgedrängt.“ Und schlimmer noch, Verleger, die riesige Märkte erobern wollen, so Naipaul, verunstalteten die Idee von Literatur.

Harte Worte, die auch nicht milder dadurch werden, dass wir in die Abteilung „Das liest man gern“ schauen: Der Erfolgsroman „Hundert Jahre Einsamkeit“ des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez kommt fast 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung erstmals auf die Bühne. Nach Meldungen spanischer Medien habe Márquez einer Theateradaption des Buches für die 3. Biennale von Valencia im Jahre 2005 zugestimmt. Umgesetzt werden soll das Projekt von einem noch nicht bestimmten Filmregisseur. García Márquez selbst wird sich nicht an dem Vorhaben beteiligen. Die Zustimmung des 76-jährigen Autors ist der mit ihm befreundeten griechischen Schauspielerin Irene Papas zu verdanken, die der zuständigen Stiftung in Valencia vorsteht.

Eine Meldung aus der beliebten Abteilung Salben und Preisen: Der Frankfurter Ballettchef William Forsythe ist am Samstag mit dem Deutschen Tanzpreis 2004 ausgezeichnet worden. Der gebürtige New Yorker gelte als einer der „bedeutendsten und kreativsten Choreografen unserer Zeit“, begründete der Vorsitzende des Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik, Ulrich Roehm, die Entscheidung für Forsythe. Der Deutsche Tanzpreis wird von dem Verband der Bühnentanzlehrer seit 1983 jährlich verliehen. Und noch einmal Salben und Preisen: Im Finale des Theaterwettbewerbs „Impulse“ ist am Samstagabend in Köln die Berliner „Lubricat theatre company“ für das Stück „Café Dutschke“ ausgezeichnet worden. Der Pokal und insgesamt 10.000 Euro gingen außerdem an das Theaterhaus Jena für die Inszenierung „Margot und Hannelore“. Das Festival steht unter dem Motto „Fördern, was es schwer hat“ und wurde in diesem Jahr zum zwölften Mal vom Kultursekretariat Nordrhein-Westfalen ausgerichtet. In mehr als 50 Vorstellungen in Bochum, Düsseldorf, Mülheim und Köln sollte gezeigt werden, was die institutionell ungebundenen Theater leisten können.